Personalmangel trifft auch Feldkircher Gastronomen

Vorarlberg / 24.05.2019 • 07:31 Uhr
Personalmangel trifft auch Feldkircher Gastronomen
Christoph Fulterer ist Chef des Landgasthofs Schäfle. Der beliebte Betrieb verlor innerhalb kurzer Zeit alle Köche. Die Suche nach Nachfolgern zeigte dem Wirt, wie ausgetrocknet der Arbeitsmarkt in der Gastronomie derzeit ist. VN/SCHWEIGKOFLER

Das Landgasthof Schäfle stand plötzlich ohne Köche da. Für das Rio in der Innenstadt verläuft die Suche nach einem Koch ebenfalls erfolglos. Zwei Feldkircher Gastronomen schildern die Probleme mit dem ausgetrockneten Arbeitsmarkt.

Feldkirch “Es scheint, als ob der Arbeitsmarkt leer ist”, schildert Christoph Fulterer, Betreiber des Landgasthofs Schäfle in Altenstadt. Das beliebte Restaurant mit kleinem Hotelbetrieb musste zuletzt für eine längere Zeit den Betrieb auf Sparflamme setzen. “Die Situation war für uns überraschend”, erzählt er. Innerhalb weniger Wochen waren seine drei Köche aus unterschiedlichen Gründen weg. “Wir standen plötzlich mit den beiden Lehrbuben da”, schildert Fulterer die Situation.

“Wir hatten nicht schlechte, sondern schlichtweg keine Bewerbungen.

Christoph Fulterer, Landgasthof Schäfle

“Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passieren kann”, erzählt er. Immerhin hat das Schäfle seit 20 Jahren eine Fünf-Tage-Woche mit 40 Wochenstunden und Fulterer bezahlt deutlich über dem Kollektivvertrag. Trotzdem stand er ohne Köche da und die Suche nach neuen Mitarbeitern verlief ohne Erfolg. “Wir hatten nicht schlechte, sondern schlichtweg keine Bewerbungen”, schildert er die Situation. Mittlerweile hat sich die Lage entspannt. Fulterer konnte “aus reinem Zufall” zwei Köche gewinnen, der Betrieb läuft mit leichten Einschränkungen wieder. “Das Image der Branche ist schlechter als der Job”, meint er. “Die Löhne sind heute sehr anständig und bei den Arbeitszeiten nehmen wir Rücksicht.”

Reinhard Rauch liebt seine Arbeit und ist täglich in seinen Betrieben anzutreffen. Aber er fürchtet um die Zukunft der Gastronomie, weil es immer schwerer wird, Personal zu finden. Vn
Reinhard Rauch liebt seine Arbeit und ist täglich in seinen Betrieben anzutreffen. Aber er fürchtet um die Zukunft der Gastronomie, weil es immer schwerer wird, Personal zu finden. Vn

Christoph Fulterer betreibt einen familiären kleinen Betrieb. Reinhard Rauch, Innenstadt-Gastronom in Feldkirch, hat hingegen über 100 Mitarbeiter. Seine Betriebe sind jeden Tag der Woche geöffnet. Aber auch er kennt das gleiche Problem. Für das Rio, ein Restaurant mit Pizzeria und Bar, das vom Gault Millaut mit einer Haube ausgezeichnet worden ist, sucht er schon seit Längerem einen Koch. Vergeblich. “Wenn es so weitergeht, arbeiten wir irgendwann alle mit Industrieprodukten”, befürchtet er. Köche seien besonders schwer zu finden, aber auch im Service finde man kaum Personal. Auf seiner Homepage sucht er Mitarbeiter für alle Gastronomiebereiche.

“Wenn es so weitergeht, arbeiten wir irgendwamm alle mit Industrieprodukten.”

Reinhard Rauch, Gastronom

Rauch sieht mehrere Probleme: “Jeder will bedient werden, keiner will dienen”, fehlt ihm die Dienstleistungsmentalität. Dazu komme, dass es in Vorarlberg nicht dem gesellschaftlichen Idealbild entspreche, am Wochenende zu arbeiten. Zudem: Auch wenn man über dem KV bezahle, die Industrie bezahle eben noch mehr. Dabei habe man einen der besten Jobs überhaupt. “Diese Arbeit macht unglaublich Spaß, man ist für viele Menschen Anlaufstelle und Ansprechpartner.” Sie öffne einem auch das Tor zur Welt. “Ich habe Ex-Mitarbeiter, die heute auf der ganzen Welt arbeiten. Sie werden überall mit Handkuss genommen”, erzählt er. “Mit welcher anderen Arbeit geht das?”

Hier geht es zu den offenen Stellen der beiden Gastronomen:

Landgasthof Schäfle und Rauch Gastronomie