“Lothar” lehrte vor 20 Jahren das Fürchten

Das Orkantief “Lothar” zog am 26. Dezember 1999 über West- und Mitteleuropa hinweg und richtete auch in Vorarlberg verheerende Schäden an.
Schwarzach “Lothar” blies nur wenige Stunden, doch Spuren hinterließ er für Jahrzehnte: Während der Nacht zum 26. Dezember 1999 erreichte Sturm, der schon in Frankreich und in der Schweiz verheerende Schäden angerichtet hatte, Österreich. Von Vorarlberg bis Wien zog “Lothar” eine Spur der Verwüstung, erreichte in Salzburg 130 km/h und richtete die höchsten Sturmschäden der jüngeren europäischen Geschichte an.
Rund 6000 Festmeter Schadholz sind allein in Feldkirch den
Sturmböen zum Opfer gefallen. In Frastanz (Maria Grün) wurde ein ganzes Waldstück regelrecht abrasiert. Doch auch andernorts lehrte “Lothar” das Fürchten: Dächer wurden abgedeckt, Bäume stürzten auf Häuser, Straßen, Schienen und Strommasten. Auf vielen Eisenbahnstrecken ging nichts mehr, Straßen wurden gesperrt, herabstürzende Äste beschädigten Stromleitungen. Im Bregenzerwald hatten Menschen zeitweise keinen Strom. Die Feuerwehren waren mit über 1400 Mann im Einsatz und absolvierten mehr als 450 Einsätze.

Schaden in Millionenhöhe
Schäden in zweistelliger Millionenhöhe – allein geschätzte 20 Millionen Schilling (umgerechnet etwa 1,45 Millionen Euro) in der Forstwirtschaft – hat der schwere Sturm in Vorarlberg verursacht, berichteten die Vorarlberger Nachrichten in ihrer Ausgabe vom 28. Dezember 1999. Landesweit hätten etwa 170.000 Festmeter dem Sturm nicht standgehalten. Die Holznutzung eines ganzen Jahres liege in Vorarlberg im Durchschnitt bei rund 200.000 Festmetern.

110 Tote in Europa
Im Norden Frankreichs, Süddeutschland und der Schweiz forderte “Lothar” 110 Menschenleben, 88 davon in Frankreich. In Vorarlberg forderte der Orkan kein Menschenleben. Ein neunjähriges Mädchen kam am Bödele mit dem Schrecken davon: Ein umstürzender Baum begrub das Mädchen, das in einer Gruppe von 60 anderen Kindern in der Lankhütte Mittag gegessen hatte, unter sich. Die neunjährige konnte unverletzt geborgen werden.
18 Menschen, die sich auf dem Hahnenköpflesessellift im Ifengebiet befanden, mussten über zwei Stunden in luftiger Höhe ausharren, ehe sie von der Bergrettung geborgen wurden.
Die Aufräumarbeiten dauerten die nachfolgenden Wochen im ganzen Land an. Allein die Beseitigung der von den Sturmböen gefällten Bäume erforderten einen enormen Kraft- und Zeitaufwand.
Vorbote des Klimawandels?
War “Lothar” ein früher Vorbote des Klimawandels? Der Deutsche Wetterdienst betonte nach dem Jahrhundertsturm: “Alle Messungen und Beobachtungen liegen im Rahmen der üblichen Variabilität der Witterung in Mitteleuropa.” Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel ist nicht nachgewiesen. Er wird aber damals wie heute nicht ausgeschlossen. Der damalige Direktor der UN-Klimabehörde Klaus Töpfer sah im Orkan damals jedenfalls ein “Zeichen für den Klimawandel”.
