Eine Bregenzerin auf Mondmission

Sabrina Kerber probte bei einer ESA-Mondsimulation den Einsatz fernab der Erde.
Bregenz, Wien So weit man blickt nur Gestein. Keine Vegetation. Keine Zivilisation. Irgendwo zwischendrin, abgelegen auf rund 2500 Metern, thront eine weiße Kuppel, elf Meter im Durchmesser und sechs Meter hoch. Es ist die Nachbildung einer Raumstation, die sich am Nordhang des Vulkans Mauna Loa auf Hawaii befindet. „Wenn man dort steht, hat man teilweise wirklich das Gefühl, dass man auf einem anderen Planeten ist“, schildert Sabrina Kerber. Die 27-jährige Bregenzerin lebte im Dezember zwei Wochen lang in dem Hi-Seas genannten Habitat. Zuvor arbeitete sie unter anderem ein halbes Jahr bei den Vereinten Nationen in der Weltraumabteilung.
Kerber hat in Wien Architektur studiert und sich im Masterstudium auf Weltraumarchitektur spezialisiert. Die Raumfahrt begeisterte sie bereits als Kind. „Ich habe mit dem Papa oft Science-Fiction-Filme angeschaut, mich dann aber eigentlich immer gefragt, wo der Bereich des Möglichen liegt“, erzählt sie. Bei einer Weltraumnacht im Naturhistorischen Museum hatte die Bregenzerin die Möglichkeit, ihr Design eines Mondhabitats der Öffentlichkeit vorzustellen. „Da waren auch ein paar Leute von der ESA, die auf mich zugekommen sind und gefragt haben, ob ich meine Arbeit nicht bei ihnen im technischen Hauptquartier in den Niederlanden vorstellen möchte.“ Sabrina Kerber zögerte nicht lange. Die 27-Jährige gab im Europäischen Weltraumforschungs- und Technologiezentrum in Noordwijk verschiedene Workshops, hielt Vorträge und arbeitete an Projekten mit.

Raumanzug und Pulver
Im Dezember war Sabrina Kerber Teil der internationalen EMMIHS-II-Mondsimulation. Bei der Mission probten insgesamt sechs Crewmitglieder auf dem hawaiianischen Vulkan den Einsatz fernab der Erde. Wer das Habitat verlassen wollte, musste einen Raumanzug mit Lebenserhaltungssystem tragen. Alle Mahlzeiten wurden aus gefriergetrocknetem Pulver zubereitet. Mindestens eine Stunde pro Tag stand wegen der verminderten Schwerkraft am Mond Muskelaufbautraining am Programm. Gleich zu Beginn der Simulation hatten die Analogastronauten noch dazu mit Problemen am Wassersystem zu kämpfen. Wassernotstand! „Wir konnten uns dann fünf Tage gar nicht duschen und nur ganz wenig Wasser verwenden“, blickt Kerber auf aufregende Tage zurück.
Neben ihrer täglichen Arbeit als Crew-Ingenieurin forschte die Bregenzerin als Weltraumarchitektin an drei Projekten. Zum einen wollte sie herausfinden, wie man mit einem 3D-Drucker das Leben auf einer Mondbasis verbessern kann. Zum anderen führte sie eine architektonische Studie zur Privatsphäre in beengten und isolierten Habitaten durch und kartografierte und analysierte Lavahöhlen. „Diese Höhlen, die es auf dem Mond auch gibt, werden momentan ein bisschen als Hotspots für zukünftige Mondhabitate gehandelt, weil man dort vor der Strahlung geschützt ist“, erläutert Sabrina Kerber.
Viele Pläne
Für den Studienabschluss fehlt der 27-Jährigen nur noch die Defensio. Für die Zeit danach gibt es diverse Projekte und Pläne. Fest steht bereits: Im Sommer darf Sabrina Kerber an dem neunwöchigen Space Studies Program der International Space University in Straßburg teilnehmen. Eines ihrer Hauptziele ist es, bei der ESA als Weltraumarchitektin zu arbeiten. Sie schwärmt: „An internationalen Organisationen reizt mich sehr, dass so viele Menschen aus verschiedenen Ländern sich für das gleiche Thema begeistern und dadurch einen gemeinsamen Nenner finden können.“
Zur Person
Sabrina Kerber
ist Weltraumarchitektin und Analogastronautin
Geboren 22. Mai 1992
Wohnort Wien, kommt ursprünglich aus Bregenz
Ausbildung BG Gallusstraße, Bachelor in Kunstgeschichte, Architekturstudium
Hobbys Wandern, Lesen, Kunst, Weltraum