Fronten um Unterklien blieben hart wie Stein

Vorarlberg / 20.02.2020 • 06:00 Uhr
Fronten um Unterklien blieben hart wie Stein
Die Anrainer meldeten sich mit ihren Bedenken, Ängsten und Zweifeln beim Stammtisch zu Wort. VN/LERCH

Notwendige Rohstoffversorgung oder Gefahr für Wasser und Natur? Über 200 Hohenemser bei VN-Stammtisch zur Steinbrucherweiterung.

Hohenems Der Steinbruch Unterklien ist in Hohenems Thema. Seit vielen Jahren, immer wieder. Blickt man auf die vergangenen 26 Jahre zurück, was VN-Redakteur Michael Prock, der den Stammtisch moderierte, getan hat, haben sich die Konflikte und Diskussionen auf Umweltaspekte und Auswirkungen des Steinbruchs auf die Anrainer fokussiert. Beim VN-Stammtisch am Mittwochabend wurde das Thema von über 200 Teilnehmern mit Bürgermeister Dieter Egger, Landesrat Marco Tittler, Rhomberg Bau-Geschäftsführer Rupert Grienberger und Christian Reich als Vertreter der Bürgerinitiative Steinbruch Unterklien engagiert, aber überwiegend sachlich diskutiert. Dass die Vertreter der verschiedenen wahlwerbenden Gruppen das Forum auch dazu nutzten, sich in Position zu bringen, lag so kurz vor der Gemeindewahl in der Natur der Sache.

Ablehnung bereits 1999

Als die Firma Rhomberg Bau 1998 einen Antrag auf Erweiterung stellte, waren bei den betroffenen Anrainern die Themen Sicherheit, Wasser, Lärm, Staub und Erschütterungen etwa die gleichen wie nach dem neuerlichen Antrag der Firma vor zwei Jahren. Und auch die Stadtvertretung reagierte 1999 fast so wie heuer: Sie stimmte mit 31:2 Stimmen gegen die Steinbruch­erweiterung. Auch Dornbirns zuständiger Stadtrat Gebhard Greber pochte damals wie heute auf den Schutz der Wasserversorgung des Pumpwerks Klien.

Im Juni 2018 startete Rhomberg-Bau einen weiteren Anlauf zur Erweiterung des Steinbruchs Unter­klien. Das Unternehmen strebe eine freiwillige Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) an, betonte bei der Veranstaltung Rhomberg Bau-Geschäftsführer Rupert Grienberger. Wobei: „Eine freiwillige UVP gibt es nicht“, stellte beim Stammtisch Wirtschaftslandesrat Marco Tittler fest. Im Dezember 2019 betont der Hohenemser Bürgermeister Dieter Egger die ablehnende Haltung der Stadt, die als Stellungnahme im Verfahren dokumentiert wurde. „Unsere Gutachter sind zum Schluss gekommen, dass die Sicherheit nicht zu 100 Prozent gewährleistet ist.“ Im Jänner 2020 gab eine Gruppe Namens „Steinbruch-Gegner“ bekannt, bei der Gemeindewahl anzutreten, im Februar stimmte die Stadtvertretung einstimmig gegen die Erweiterung. Die Aktivitäten fielen – das dokumentierte sich durch heftigen Applaus – auf fruchtbaren Boden.

Rhomberg-Geschäftsführer Grienberger, der die Pläne erläuterte, bat auf der Bühne um ein faires Behördenverfahren, zeigte Verständnis für die Sorgen der Anrainer, und wies auf die positive Klimabilanz durch regionalen Abbau hin.

Am Podium v. l.: Christian Reich, Marco Tittler, Michael Prock, Dieter Egger und Rupert Grienberger.
Am Podium v. l.: Christian Reich, Marco Tittler, Michael Prock, Dieter Egger und Rupert Grienberger.

Wirtschaftslandesrat Marco Tittler hatte damit zu tun, Zweiflern zu erklären, dass UVP deshalb oft jahrelang dauern, weil sie allen, die Parteistellung haben viele Möglichkeiten geben, sich gegen ein Projekt zu wehren. Er mahnte auch eine gesellschaftliche Verantwortung ein, Ressourcen nicht einfach zu importieren, sondern selbst zu generieren.

Was Dieter Egger damit quittierte, dass die Hohenemser Bevölkerung ihren Anteil geleistet habe. Die Fairness, die Grienberger einforderte, will auch die Bürgerinitiative nutzen. Christian Reich: „Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten bis zur letzten Instanz nutzen.“ Er versprach auch in Richtung Tittler, Alternativen zu Unterklien zu präsentieren, die realisierbar seien.

Stimmen zur Diskussion um den Steinbruch

Am Ende des Tages wird man auf das große Ganze schauen müssen. Schafft es eine Volkswirtschaft wie Vorarlberg, Häuser und Straßen zu bauen? Diese Gesellschaft verbraucht Material und hat dadurch auch die moralische Verpflichtung, Material zur Verfügung zu stellen. Marco Tittler, Landesrat

Der Bedarf ist zweifelsohne gegeben. Was unterm Strich zählt, ist die Entfernung der Ressource zum Bedarf. Im vergangenen Jahr hat Vorarlberg den Klimanotstand ausgerufen. Vor diesem Hintergrund kann es uns nicht egal sein, wie wir die dringend benötigten Ressourcen herbeischaffen.  Rubert Grienberger, Geschäftsführer Rhomberg Bau

Rhomberg Bau soll das Projekt zurücknehmen, dann ist das Thema erledigt. Es gibt durchaus Alternativen. Wir müssen in Vorarlberg, sollte die Steinbruch-Erweiterung nicht kommen, zukünftig nicht auf Bäumen und in Lehmhütten leben. Christian Reich, Bürgerinitiative Steinbruch Unterklien

Wir haben immer den Blick auf die regionale Versorgung gelegt. Die Bevölkerung in Hohenems hat ihren Beitrag dazu  geleistet. Mein Appell an die Firma Rhomberg Bau lautet: Bitte hört auf damit, es ist eine Grenze erreicht. Eine Erweiterung darf es nicht geben. Dieter Egger, Bürgermeister

Umfrage: Was sagen Hohenemser zur Erweiterung des Steinbruchs?

Eine Erweiterung würde unsere Sicherheit gefährden, da wir direkt über dem Steinbruch wohnen. Wir haben Angst. Der Ausbau des Projekts ist für viele unverständlich. Es kann auch nicht sein, dass das Wasser umgeleitet werden muss. Es gibt Vorschriften, die eingehalten werden müssen. <strong>Dieter Köck, 49, Schlosser </strong>
Eine Erweiterung würde unsere Sicherheit gefährden, da wir direkt über dem Steinbruch wohnen. Wir haben Angst. Der Ausbau des Projekts ist für viele unverständlich. Es kann auch nicht sein, dass das Wasser umgeleitet werden muss. Es gibt Vorschriften, die eingehalten werden müssen. Dieter Köck, 49, Schlosser
Meines Erachtens nach sollte der Steinbruch nicht erweitert werden, da es um die Lebensqualität von ganz vielen Menschen geht. Außerdem spielt der Aspekt Umweltschutz auch eine große Rolle. Es gibt praktisch nur Gründe dagegen. <strong>Elisabeth Märk, 56, Lehrerin und Kandidatin der Liste "Steinbruch-Gegner" </strong>
Meines Erachtens nach sollte der Steinbruch nicht erweitert werden, da es um die Lebensqualität von ganz vielen Menschen geht. Außerdem spielt der Aspekt Umweltschutz auch eine große Rolle. Es gibt praktisch nur Gründe dagegen. Elisabeth Märk, 56, Lehrerin und Kandidatin der Liste "Steinbruch-Gegner"
 Ich bin gegen die Steinbruch-Erweiterung in Hohenems. Mein Wunsch ist es, dass auch wenn ich alt werde, die gute Qualität vom Wasser erhalten bleibt. Genauso wie es jetzt der Fall ist. Unter anderem wäre es schlecht und schade, wenn so viele Bäume gefällt werden, die das CO2 aus der Luft filtern. <strong>Mathea Mathis, 14, Schülerin</strong>
Ich bin gegen die Steinbruch-Erweiterung in Hohenems. Mein Wunsch ist es, dass auch wenn ich alt werde, die gute Qualität vom Wasser erhalten bleibt. Genauso wie es jetzt der Fall ist. Unter anderem wäre es schlecht und schade, wenn so viele Bäume gefällt werden, die das CO2 aus der Luft filtern. Mathea Mathis, 14, Schülerin
 Tendenziell bin ich für die Wirtschaft. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass es überhaupt einen einzigen Geologen gibt, der bestätigen kann, dass der Berg in der Reute nicht abbrechen würde oder das gute Trinkwasser verunreinigt wird. Es steckt viel Verantwortung dahinter. <strong>Birgit Maria König, 53, Unternehmerin </strong>
Tendenziell bin ich für die Wirtschaft. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass es überhaupt einen einzigen Geologen gibt, der bestätigen kann, dass der Berg in der Reute nicht abbrechen würde oder das gute Trinkwasser verunreinigt wird. Es steckt viel Verantwortung dahinter. Birgit Maria König, 53, Unternehmerin
 Ich bin im Unternehmen als Sprengbefugter, Bohrist und Maschinist beschäftigt und spreche mich für die Steinbruch-Erweiterung aus. Das Projekt wird einfach benötigt, daran führt kein Weg vorbei. Ansonsten müsste das Material aus Tirol hergebracht werden, was keine gute Lösung ist. <strong>Alfred Keckeis, 60, Maschinist </strong>
Ich bin im Unternehmen als Sprengbefugter, Bohrist und Maschinist beschäftigt und spreche mich für die Steinbruch-Erweiterung aus. Das Projekt wird einfach benötigt, daran führt kein Weg vorbei. Ansonsten müsste das Material aus Tirol hergebracht werden, was keine gute Lösung ist. Alfred Keckeis, 60, Maschinist

Vom Stammtisch berichten: Magdalena Raos, Aida Omerovic, Andreas Scalet