Experte: „Netzbetriebene Geräte in der Badewanne sind ein No-Go!“

Thüringen Wilhelm Brugger, gerichtlich zertifizierter Elektrotechnik-Sachverständiger aus Thüringen, ist mit dem aktuellen tragischen Unglück in Dornbirn als Experte persönlich nicht befasst. Der Fall befindet sich im Auftrag der Staatsanwaltschaft noch im Untersuchungsstadium. Nur so viel: Eigentlich hätte dieser Unfall gar nicht passieren dürfen.

Brugger zu den VN: „Fehlerstrom-Schutzschalter, kurz FI-Schalter genannt, mit einem Auslösefehlerstrom von maximal 30 mA sind in Wohnungen Pflicht.“ Fällt ein Elektrogerät wie etwa ein Smartphone an der Steckdose in die Badewanne, unterbricht er den Stromkreis. Der Experte unterstreicht, was eine Selbstverständlichkeit sein sollte: So müsse bei einem Mieterwechsel durch einen Fachmann ein regelmäßiger Elektrotechnik-Sicherheitscheck durchgeführt werden. Dasselbe gelte auch für private Anlagebetreiber.
Aufklärungsarbeit gefordert
Brugger drängt auch darauf, Aufklärungsarbeit durch Eltern und in der Schule zu betreiben: „Es muss klar sein, Kinder und die Betreibung von netzbetriebenen Geräten in der Badewanne sind ein No-Go.“ Eine Ursache für den Unfall in Dornbirn könnte jedoch auch am elektrischen Gerät – in diesem Fall etwa am Aufladekabel – gelegen haben. Falls es sich um ein Kabel handelte, das nicht dem europäischem IEC-Standard entsprach. Der Sachverständigte legt daher deutlich nahe, nur dementsprechend geprüfte Geräte zu kaufen.
Auch der gerichtlich beeidete österreichische Elektrotechnik-Sachverständige Rudolf Mörk-Mörkenstein äußert sich zu der Tragödie: Er geht davon aus, dass aufgrund der starken Verbrennungen bei dem Mädchen viel Energie im Spiel gewesen sein muss.“Ohne die Anlagensituation vor Ort im Rahmen einer Befundaufnahme zu beurteilen, ist jede Aussage hier nur eine ungenaue Ferndiagnose“, betonte Mörk-Mörkenstein am Montag auf APA-Anfrage. „Bei einer korrekten Installation haben wir mit der Erdung, dem Potenzialausgleich oder einem Trenn-Trafo bewährte Absicherungen in der Elektroinstallation. Österreich ist hier führend in Europa und weltweit. Wegen des Handys alleine passiert jedenfalls gar nichts, außer der Akku hat einen Fehler.“ Mörk-Mörkenstein fügte an, dass das Handyladekabel womöglich über ein Verlängerungskabel angesteckt gewesen sein könnte und dieses in die Badewanne fiel. Der Ausgang des Ladekabels liefere nämlich lediglich fünf Volt bzw. zehn Watt.
sicherheitstipps
• Auch wenn das Handy selbst wasserdicht ist, dürfen Ladegerät oder Steckdose nicht mit Wasser in Berührung kommen.
• Schlechte Qualität von nachgebauten oder gefälschten Ladekabeln können Mitursache für Stromstöße sein. Experten raten dazu, bei Originalhändlern zu kaufen oder nur die Geräte namhafter anderer Hersteller zu verwenden.
• Gefährlich wird es, wenn das Ladegerät defekt ist. Es kann dann überhitzen, und eventuell herrscht Brandgefahr.