Der milde Winter lässt jetzt schon Narzissen blühen

Einen Schaden für die Natur hat das ungewöhnliche Wetter jedoch nicht zur Folge, versichern Experten.
Schwarzach Nach dem Föhnsturm ist vor dem nächsten Föhnsturm. Und das in einer beängstigenden Frequenz, in einem Winter, der diesen Namen nicht verdient. Fast exotisch mutete der Einbruch der Kaltfront vom Mittwoch an. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, Schnee im Tal – im heurigen „Fake“-Winter eine totale Ausnahme. Bereits für Samstag sagen die Wetterfrösche wieder Föhn mit Temperaturen um 15 Grad voraus. Was macht dieser Winter mit unserer Tier- und Pflanzenwelt?
Der Mensch hat das Problem
„Die Natur nimmt es, wie es kommt, und stellt sich darauf ein. Der Mensch hat mit klimatischen Veränderungen mehr Probleme“, sagt Biologe Gebhard Rüscher (62). „Lebewesen werden wandern“, zeigt der Experte eine der Folgen der Klimaveränderung auf. Konkrete Beispiele: Im Hochgebirge droht Schneehasen und Schneehühnern das Ende, Edelweiß und Enzian werden von anderen Pflanzen zurückgedrängt. So lange es geht, wandern die an strenge Winter gewöhnte Lebewesen weiter nach oben. „Aber irgendwann geht es halt nicht mehr weiter nach oben“, merkt Rüscher an.
Aktive Tierwelt
Im Tal fällt aufmerksamen Beobachtern der Natur derzeit auch einiges auf. Schneeglöckchen, die im Februar schon verblühen, Tulpen kurz vor dem Aufblühen, Frösche und Kröten, die sich früher als gewohnt von ihrem Winterquartier Richtung Gewässer begeben. „In meinem Garten haben sogar schon Narzissen zu blühen begonnen“, erzählt Rüscher. „Das habe ich im Februar noch nie erlebt.“ Maximal minus drei Grad habe er als tiefste Temperatur in diesem Winter einmal gemessen.

„Narzissen, die im Februar blühen. Das habe ich noch nie zuvor erlebt.“
Gebhard Rüscher, Biologe
Für Pflanzenschädlinge und Insekten muss der milde Winter laut Meinung des Experten aber nicht unbedingt der ideale Rahmen für explosionsartige Ausbreitung bedeuten. „Das vorherrschende Klima behagt schließlich auch ihren Jägern. Es werden viele gefressen.“ So finden auch die zahlreichen Störche, die mittlerweile in der kalten Jahreszeit bei uns bleiben, reichlich Nahrung. „Sie werden einen Startvorteil im Frühling gegenüber jenen Artgenossen haben, die aus dem Süden zu uns zurückfliegen“, ist Rüscher überzeugt.

Arme Allergiker
Klaus Zimmermann (60) von der Inatura sieht in der außergewöhnlich warmen vierten Jahreszeit ebenfalls keine Nachteile für Flora und Fauna. Mit einer Ausnahme: „Erle und Hasel sind leider bereits präsent und belasten schon sehr früh die Allergiker.“ Von einer bereits vollzogenen grundsätzlichen klimatischen Veränderung will Zimmermann jedoch nicht sprechen. „Dazu bräuchte es über einen längeren Zeitraum Phänomene wie diese“, erklärt der Biologe.