Austria-Kicker holen Hochprozentiges von Haushalten

Kisten schleppen statt in die Kiste schießen: Wie sich das Leben von Goalgetter Ronivaldo verändert hat.
Lustenau Abgestandener Wodka, alter Obstler, Überreste von Gin, hochprozentiger Fusel aller Art: Das ist nicht eben die Welt eines aktiven und erfolgreichen Fußballstars. Dieser Tage aber doch, ohne dass selbiger zum Säufer geworden wäre. Ronivaldo und die im Land verbliebenen Kicker der Austria stellen sich in den Dienst der guten Sache. Sie sammeln im ganzen Land nicht konsumierte alkoholische Getränke und bringen diese zur Destillerie Freihof. Dort wird das Hochprozentige in Desinfektionsmittel verwandelt – ein dringend benötigtes Gut in Zeiten von Corona.
Kistenschlepper
“Ich mache das gerne. Wir müssen in Zeiten wie diesen doch zusammenhalten. Und nachdem es bei der Austria eine solche Aktion gibt, ist es für mich keine Frage, da mitzuhelfen”, sagt der 31-jährige Brasilianer. Sagt’s und schleppt eine Holzkiste voll mit Alkflaschen zum Van seines Freundes Thiago de Lima Silva (36).

Die Coronakrise hat aus vielen Sportlern mittlerweile willige Arbeiter gemacht. Bei der Austria führt Pius Grabher (26) die “Gruppe Schnaps” an. Pius organisiert seine Mannschaftskollegen, die in Zweierteams zu Haushalten fahren und von dort den Alkohol abholen.
Desinfektionsmittel
“Wir haben schon Anrufe aus dem ganzen Land bekommen, von Hörbranz bis Zürs. Nur kommen wir nach Zürs wegen der Quarantäne gar nicht hin”, berichtet Austria-Geschäftsführer Vinzenz Bauer. Er selbst holt Kisten sogar mit dem Kiki ab und transportiert sie per Drahtesel zur Destillerie Freihof.
Während man in vielen Haushalten froh ist, den alten Alkohol loszuwerden, freut man sich im Freihof über die Lieferungen für den guten Zweck. Von den Austrianern sind neben Ronaldo auch seine Landsleute Wallace, Matthäus und Richard sowie Christoph Freitag, Darijo Grujcic, Pius Grabher und Daniel Tiefenbach im Einsatz.

Disziplinlose Brasilianer
Als Fußballer sind Ronivaldo und Co. derzeit nur sehr eingeschränkt aktiv. “Ich mache was für Kondition und Kraft, gehe laufen und spiele mit Thiago zu Hause Fußballtennis. Viel mehr kann ich derzeit nicht machen”, beschreibt der Goalgetter sein aktuelles Fußballerleben. Was ihn derzeit wirklich beunruhigt, ist der Umgang seiner brasilianischen Landsleute in der Heimat mit der Coronagefahr. “Ich höre immer wieder, wie sie die behördlichen Anordnungen missachten und sich in Gruppen treffen. So als sei nichts geschehen. Das stimmt mich traurig.”