So funktioniert das “distance learning” an der HAK Feldkirch

An der HAK Feldkirch laufen die digitalen Kanäle heiß. Das Gebäude ist zwar leer, der Stundenplan dennoch voll.
Feldkirch Direktor Christian Weber, der im Journaldienst an der HAK Feldkirch die Stellung hält, knallt ein Bündel Blätter auf seinen Bürotisch. “Das sind Ausdrucke von bearbeiteten Aufgaben, welche mir meine Schüler digital geschickt haben. Ich werde das jetzt korrigieren, einscannen und ihnen zurückschicken”, erklärt Weber.
Der Schulleiter unterrichtet selber noch BWL, EDV und Projektmanagement. Er sagt: “Die Betreuung der Schüler findet auf digitalem Weg individuell statt. Das heißt: Meine Kollegen und ich bearbeiten jedes einzeln an uns abgeschickte Dokument und schicken es korrigiert den Schülern zurück. Das ist viel aufwendiger, als wenn ich das in der Klasse gemeinsam mit allen mache.”
Lob für Schüler und Kollegen
Weber äußerst sich in höchsten Tönen über seine Lehrerschaft und die Schüler. “Die Kollegen ziehen beim ‘distance learning’ alle mit, die Schüler nehmen ihre Pflichten ernst.” Die durch Corona erzwungene Umstellung des Unterrichts habe viel verändert. “Und davon wird vieles bleiben”, ist Weber überzeugt. “Wir haben als Lehrer gelernt, noch genauer und präziser zu werden.”
Überraschungen hat das distance learning zudem offenbart. “Es haben sich einige Schüler, die im Klassenzimmer als eher leistungsschwächer galten, hervorragend in Szene gesetzt. Mit einer konstruktiven Aktivität, die man ihnen nicht zugetraut hätte”, freut sich Weber. Die jetzige Phase würde zum selbstständigen Arbeiten, zu Eigenverantwortung und Zeitmanagement erziehen. “Aber natürlich kann distance learning die persönliche Begegnung nicht ersetzen.”
“Einige vermeintlich schwächere Schüler setzen sich hervorragend in Szene.”
Michael Weber, Direktor HAK Feldkirch
Lange Tradition
Die HAK Feldkirch ist ein Pionier im Unterrichten mit digitalen Lernmethoden. Schon vor 40 Jahren wurde EDV in den Lehrplänen aufgenommen. “Schon vor 24 Jahren, als ich hierher kam, gab es keine Schreibmaschinen mehr. Der Unterricht wurde bereits am Computer gehalten.”
Von den 600 Schülern hätte nur einer keinen Laptop, erzählt Weber. An die Durchführung der heurigen Matura glaubt der Schulleiter nicht wirklich. “Man wird sich mit einem Abschluss ohne Reifeprüfung befassen müssen. So etwas gab es bereits in den Jahren 1918 und 1945.”