Dekas Weg aus der Gewalt

Die gebürtige Somalierin Deka und ihre sechs Kinder – zwei davon sind schwerkrank – suchen ein neues Zuhause.
Bregenz Ihr Leben gäbe Stoff für einen spannenden Film. Deka (33) wurde in Somalia geboren. Sie war vier Jahre alt, als der Krieg ihr alle Angehörigen raubte. Eine Nachbarin floh mit dem Kind nach Kenia – ins weltgrößte Flüchtlingslager Dadaab, in dem bis zu 400.000 Menschen lebten. Deka wuchs dort unter der Obhut ihrer Nachbarin und unter primitivsten Bedingungen auf.
Als sie 15 Jahre alt war, verkaufte die Nachbarin sie an einen Mann. Deka bekam sechs Kinder von ihm. Der Vater ihrer Kinder war gewalttätig. Er schlug und misshandelte sie und nahm ihr die Kinder weg. „Weil ich ihn nicht mochte, versuchte er mich zu töten.“ Die sechsfache Mutter, der man die Kinder brutalst entrissen hatte, bangte um ihr Leben. Deshalb flüchtete sie 2016 in den Sudan. Acht Monate blieb sie dort, dann gelang ihr die Flucht nach Libyen. Dort verbrachte sie sechs Monate. Was die Flüchtlingsfrau im Sudan und in Libyen erlebte, kann sie nicht erzählen. Es würde sie zu sehr aufwühlen und retraumatisieren. Aber an ihren Augen lässt sich ablesen, dass sie viel Leid erlitten hat.
Lebensgefährliche Flucht übers Meer
Deka wollte nach Europa. Dort versprach sie sich ein sicheres und gewaltfreies Leben. Deshalb wagte sie die lebensgefährliche Flucht übers Meer. Die junge Frau hatte Glück. Sie musste nicht den Ertrinkungstod sterben. Das Boot, in dem sie mit vielen anderen Flüchtlingen saß, brachte sie heil an Land.
2017 wurde Deka in Österreich Asyl und Schutz zuerkannt. Ihre Kinder in Afrika jedoch, die hatte sie nicht vergessen. „Gott hat sie mir geschenkt. Ich musste andauernd an sie denken.“ Die Mutter überlegte fieberhaft, wie sie ihre Kinder wieder zurückbekommen könnte. Zunächst gelang es ihr, ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen. „Sie lebten jetzt in Somalia.“ Nach zähen und langwierigen Bemühungen schaffte sie es, die Kinder in ihre neue Heimat Vorarlberg zu holen. „Ich habe Geld hinunter geschickt und sie quasi zurückgekauft.“ Das Geld verdiente sie sich als Hilfskraft in der Pflege in einem Sozialzentrum in Bregenz und als Reinigungskraft auf einem Bauernhof. Am 20. Juli 2019 konnte sie ihre fünf Buben und ihr Mädchen in die Arme schließen. „Ich war fremd für sie. Aber die Begrüßung war schön. Wir haben uns geküsst.“
“Meine Kinder glaubten nicht, dass in den Badeseen keine Krokodile schwimmen.”
Deka, sechsfache Mutter
Der Gesundheitszustand der Kinder im Alter zwischen fünf und dreizehn Jahren war besorgniserregend. Alle Kinder waren unter- und mangelernährt, eines war so schwach, dass es sofort ins Spital musste. Zwei der sechs Kinder leiden an Muskeldystrophie, einer Krankheit, die zu Muskelschwund führt. „Mein zwölfjähriger Sohn Achmed ist bereits auf den Rollstuhl angewiesen.“ Nicht nur, dass die Kinder gesundheitlich angeschlagen waren, das Leben in Österreich überforderte sie zunächst auch. „Meine Kinder fragten mich, ob es hier wirklich keine Löwen gibt und konnten nicht glauben, dass in den Seen keine Krokodile schwimmen.“
Derzeit lebt die siebenköpfige Familie in einer Notwohnung. Doch die ist zu klein für die große Familie. Hinzu kommt, dass Dekas Sohn Achmed eine Pflegerin benötigt und somit noch ein zusätzliches Zimmer gebraucht wird. Die Familie sucht deshalb schon seit Monaten nach einem Haus in Bregenz oder nahem Umfeld. Bei der Wohnungssuche wird die sechsfache Mutter von engagierten Helfern unterstützt, die sich für den Verein Vindex und damit für Konventionsflüchtlinge und asylsuchende Menschen in Vorarlberg einsetzen: Eva Fahlbusch, Toni-Russ-Preis-Träger Konrad Lerch, Peter Mennel und Dietmar Leissing. Sie alle stehen für Deka ein.

„Wir bitten gutherzige und barmherzige Menschen, die ein leerstehendes Haus haben, sich bei uns zu melden“, hoffen die Helfer und Deka, dass die Wohnungssuche bald ein glückliches Ende findet. Alle betonen, dass die Familie die Miete für das Haus bezahlen kann. Deka ist Mindestsicherungsbezieherin. Außerdem bekommt sie für ihre Kinder erhöhte Familienbeihilfe.
Deka selbst möchte baldmöglichst wieder arbeiten, am liebsten in einem Altersheim. Denn sie absolvierte bereits in einem Sozialzentrum mit Begeisterung ein einjähriges Praktikum und machte dort schöne Erfahrungen. „Eine Frau sagte zu mir: ,In meinem ganzen Leben war noch kein Mensch so gut zu mir.‘“ Nun möchte die 33-Jährige die Pflegehelfer-Ausbildung machen. Und den Führerschein. „Das sind meine großen Ziele.“
Vermieter können sic h gerne an Eva Fahlbusch wenden: Tel. 0676/6626033; E-Mail: info@vindex.or.at