Corona-Ansteckung: Lungenfacharzt erklärt Risiken

Vorarlberg / 11.04.2020 • 15:00 Uhr
Corona-Ansteckung: Lungenfacharzt erklärt Risiken
Noch ist es ratsam, bei sportlicher Betätigung auf Solopfaden zu wandeln. VN/PAULITSCH

Lungenfacharzt Primar Peter Cerkl im VN-Gespräch.

Hohenems Noch einmal trumpft an diesem langen Wochenende der Frühling so richtig auf. Da fällt es schwer, zu Hause zu bleiben. Doch wie verhält es sich mit der Ansteckungsgefahr? Lungenfacharzt Primar Peter Cerkl vom LKH Hohenems beantwortet dazu die drängendsten Fragen, und zwar unter dem Gesichtspunkt, dass kommende Woche eine Lockerung der Einschränkungen geplant ist. „Das ist natürlich mit Risiken verbunden, sodass wir – meiner Meinung nach – alles tun sollten, um neben den kleinen Freiheiten, die wir bekommen, weiterhin strikt soziale Kontakte auf ein Mindestmaß zu beschränken“, schickt Cerkl voraus.

Ist es ratsam, die Straßenseite zu wechseln, wenn mir ein Jogger oder Radfahrer entgegenkommt?

Ja, ein Wechsel der Straßenseite ist sinnvoll.

Ist es gefährlich, zu zweit zu joggen oder Rad zu fahren?

Den Freund oder die Freundin als Motivationstrainer zum Sporteln einzuladen, halte ich aktuell noch für verfrüht. Sport nur zusammen mit Mitgliedern aus dem gleichen Haushalt, ansonsten bleiben wir lieber Individualsportler.

Sind Jogger und Radfahrer mehr gefährdet, weil sie tiefer ein- und ausatmen?

Jede Form sportlicher Aktivität führt zu verstärkter Atemtätigkeit und damit verbunden naturgemäß zu erhöhter Aerosolbildung.

Soll ich mich wegdrehen, wenn mir ein Jogger schwer atmend entgegenkommt?

Ein Wechsel auf die andere Straßenseite genügt. Das Ansteckungsrisiko steigt mit der Nähe und der Kontaktzeit. Daraus hat sich die Formel mehr als einen Meter Abstand sowie maximale Kontaktzeit von 15 Minuten ergeben.

Soll man dort, wo mehrere Menschen gleichzeitig unterwegs sind, z.B. beim Spazierengehen, eine Maske tragen?

Ich würde es generell als sinnvolle Maßnahme erachten, wenn wir alle nach Verlassen des Hauses eine Mund-Nasen-Maske tragen würden.

Darf ich mich beim Spazierengehen mit anderen unterhalten?

Unterhaltung ist sicherlich möglich, wobei auch hier gilt: Das Risiko steigt mit der Nähe und ob man sich Aug in Aug gegenübersteht. Beschrieben wurde beispielsweise eine Ansteckung in einer Kantine, als sich der Tischnachbar umgedreht und nach dem Salzfässchen gefragt hat. Man sieht, es ist alles eine Frage der Distanz und/oder der Kontaktzeit.

Worauf muss ich beim Einkaufen im Supermarkt achten?

Mindestens ein Meter Abstand, versuchen Sie auch, Ansammlungen etwa um den Brotstand zu vermeiden, lieber noch eine Runde gehen und wiederkommen, wenn sich der Stau aufgelöst hat. Das Tragen der Mund-Nasen-Maske sollte selbstverständlich sein, nach dem Einkauf die Hände waschen oder, wenn es angeboten wird, zusätzlich Händedesinfektion.

Können dort, wo eben noch jemand gestanden ist und gehustet hat, Tröpfchen in der Luft sein?

Prinzipiell ja, es hängt auch davon ab, ob wir in einem geschlossenen Raum sind, wo kein Luftaustausch stattfinden kann oder im Freien, wo der Luftzug das Aerosol rasch verteilen kann.

Verbreiten Corona-Infizierte tatsächlich eine Virus-Wolke?

Die Vorstellung, dass ein am Coronavirus erkrankter Mensch in einer Viruswolke herumläuft, ist sicherlich übertrieben. An sich ist der Patienten bei Auftreten der ersten Symptome (Fieber, Husten, Halsschmerzen) am ansteckendsten, da hier die Virusausscheidung am höchsten ist und durch das Husten die Tröpfchen besonders gut verteilt werden. Wie man an dem oben genannten Beispiel aber gesehen hat, ist alles eine Frage der Distanz und ob und wie lange man sich gegenübersteht.