Im Automaten: Hackfleisch und Bergkäse per Tastendruck

Vorarlberg / 11.04.2020 • 10:01 Uhr
Im Automaten: Hackfleisch und Bergkäse per Tastendruck
Anton und Gaby Fetz: Ihre Fleisch- und Wurstwaren aus dem Automaten in Andelsbuch finden derzeit reißenden Absatz. VN/STEURER

Lebensmittel aus Automaten erleben einen regelrechten Boom.

Andelsbuch, Lingenau Der Automat ist gut sortiert. Hackfleisch, Geschnetzeltes, Gulasch- und Grillfleisch sowie Wurstwaren finden sich gekühlt hinter der Sichtscheibe. Lebensmittel aus Automaten erleben einen regelrechten Boom, wie zwei Beispiele im Bregenzerwald zeigen. Mit der Coronakrise stieg die Nachfrage. Dabei hat der Andelsbucher Fleischhändler Fetz schon seit knapp zwei Jahren ein entsprechendes Angebot direkt am Produktionsstandort an der Hauptstraße. Der 24-Stunden-Service hatte Grillbegeisterte im Visier. Jetzt sind – der kontaktlosen Einkaufsmöglichkeit geschuldet – neue Kundenschichten dazugekommen. “Das letzte Wochenende war das umsatzstärkste der Automaten, seit wir sie haben”, erzählt Gaby Fetz. Der Wunsch nach risikofreiem Einkaufen beschere der Firma in diesen Tagen dringend notwendige Zusatzeinnahmen. Man sei in einer Situation, in der Umsätze aus der Gastronomie gänzlich wegbrechen, froh über das Automatengeschäft. “Wir spüren auch eine große Solidarität in der Bevölkerung, die das Angebot jetzt besonders stark nutzt.”

Die Automaten werden regelmäßig nachgefüllt. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Die Automaten werden regelmäßig nachgefüllt. VN/Steurer

Die Kunden wollen vor allem eines: Sicherheit. Zusätzliche Hygienemaßnahmen seien deshalb unerlässlich. So steht etwa Desinfektionsmittel zum Reinigen der Tasten bereit, beschreibt Fetz. Weil neben Grillfleisch auch Bedarf nach zusätzlichem Frischfleisch geortet wurde, hat der Betrieb das Angebot umgestellt. Das Sortiment wurde erweitert. Gerade an den Wochenenden ist die Nachfrage besonders groß. Da müsse dann auch untertags nachgefüllt werden.

Käse aus dem Automaten

Ein paar Kilometer weiter im Zentrum von Lingenau eine ähnliche Szene: Mit Einweghandschuhen geschützt, bedient ein Kunde der Sennerei einen Automaten. Vor einigen Monaten, noch bevor das Coronavirus die Welt verändern sollte, hatte die Genossenschaft den Apparat angeschafft. Zögerlich sei das Automatengeschäft angelaufen, habe sich dann aber etabliert, beschreibt Geschäftsführerin Sandra Metzler. Jetzt ist man heilfroh über die Anschaffung. “Der Absatz hat sich in den letzten drei Wochen um fast ein Drittel erhöht.” Das sei besonders wichtig, weil sich andere Geschäftsbereiche stark rückläufig entwicklen würden und neben den Sennereibeschäftigten auch 80 landwirtschaftliche Betriebe davon abhängig seien, so Metzler weiter.

Sennerei-Geschäftsführerin Sandra Metzler und der 24-h-Käseautomat, der "Kasimir" getauft wurde und seit der Coronakrise gute Dienste leistet. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Sennerei-Geschäftsführerin Sandra Metzler und der 24-h-Käseautomat, der "Kasimir" getauft wurde und seit der Coronakrise gute Dienste leistet. VN/Steurer

Käse, Butter, Milch und Sahne – das Angebot ist umfangreich. Selbst mit den jetzt wieder unveränderten Öffnungszeiten des Ladengeschäftes gebe es Kunden, die den kontaktlosen Einkauf bevorzugen. Besonders wichtig ist der Hygiene-Service. Man habe alles unternommen, was möglich sei. Die Sennerei setzt auf Einweghandschuhe zur kostenlosen Entnahme und spricht von durchwegs positiven Erfahrungen. Gestohlen werde praktisch nichts, sagt Fetz. Fairness scheint in diesen Tagen wieder einen besonderen Stellenwert zu erfahren.

Einweghandschuhe für die notwendige Hygiene-Sicherheit beim Bedienen des Automaten. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Einweghandschuhe für die notwendige Hygiene-Sicherheit beim Bedienen des Automaten. VN/Steurer