Corona bringt auch Pflegeausbildung ins Stocken

Schulen haben sich zusammengeschlossen und Bewerbungsfrist verlängert.
Bregenz Ein Ziel eint sie alle, nämlich möglichst viele Fachkräfte für den Pflegebereich auszubilden. Gleichzeitig stehen die Schulen untereinander in Konkurrenz um Bewerberinnen und Bewerber. Was schon in wirtschaftlich guten Zeiten ein harter Kampf ist, hat sich mit der Coronakrise noch verschärft. Die Anmeldungen für neue Ausbildungslehrgänge sind eingebrochen. Nun setzen die sechs Schulen im Land erstmals auf eine Allianz und haben die Bewerbungsfristen einheitlich bis Ende Mai verlängert. Die Anregung zu diesem gemeinsamen Auftritt kam von der connexia Implacementstiftung, die an einer Ausbildung im Betreuungs- und Pflegebereich interessierte Personen unterstützt, berät und begleitet. „Es freut mich, dass es so schnell gelungen ist, alle Ausbildungsstätten mitzunehmen“, wertet Reingard Feßler, Leiterin der Implacementstiftung, den Zusammenschluss als starkes Signal nach außen. Guntram Rederer, Direktor der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Feldkirch, bekräftigt: „Es macht Sinn, wenn alle Schulen dabei sind.“
Kompletter Bewerbungsstopp
Bis vor Kurzem sah es mit Bewerbungen für die Krankenpflegeschule Rankweil düster aus. „Die verschärften Maßnahmen im Zusammenhang mit Corona führten zu einem kompletten Bewerbungsstopp“, berichtet Mario Wölbitsch. Zwei Wochen lang tat sich nichts mehr. Vergangene Woche kam die Sache dann wieder ins Laufen. Derzeit bewegen sich die Zahlen in Richtung des normalen Levels. Wölbitsch ist zuversichtlich, die Klasse bis zum Herbst mit 35 Schülern füllen zu können. Warten muss allerdings der psychiatrische Schwerpunkt, den Rankweil anbieten soll. Das Pilotprojekt wird aller Voraussicht nach erst im Herbst 2021 starten.
In der Krankenpflegeschule Feldkirch freut sich der scheidende Direktor Guntram Rederer ebenfalls über jede einlangende Bewerbung. „Es sind zwar etwas weniger, aber wir sind immer noch gut dabei“, sagt Rederer, der Aufnahmeverfahren derzeit telefonisch und Eignungstests per E-Tools abwickelt. Der Ausbildungsbetrieb müsse weitergehen. Rederer ist ebenfalls überzeugt, die Klasse mit 40 Teilnehmern starten zu können. Schwieriger gestalten sich die Abschlussprüfungen für 56 Diplomanwärterinnen und –anwärter. Sogar Prüfungen per Telefon sind ein Thema. „Wir müssen alle alternativen Wege nützen, denn wir brauchen die Absolventen“, sagt Guntram Rederer.
Prüfungen als Problem
Die Kathi-Lampert-Schule für Sozialbetreuungsberufe in Götzis plagen ähnliche Probleme. Die angehenden Absolventen können die geforderten Fachprojekte nicht umsetzen, weil ihnen der Zutritt zu den Praktikumsplätzen wegen Corona verwehrt ist. Auch Langzeitpraktika fallen aus. Derzeit ist Direktor Gerhart Hofer vor allem mit einer Lösung für die Diplomprüfungen beschäftigt. Mit einem sorgenden Auge blickt er aber auch auf die Anmeldezahlen. 25 Bewerbungen für eine Klasse, die 20 Personen fasst, das sei wenig, besonders vor dem Hintergrund, dass immer einige Bewerber abspringen. Im Notfall will Hofer die Anmeldefrist über den Sommer hinaus verlängern. Eine solche Situation habe es in den 30 Jahren seit Bestehen der Schule noch nie gegeben.
Gerhart Hofer hofft, dass die coronabedingten Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt noch einige Umsteiger hervorbringen. „Wir brauchen dringend Leute für die Betreuung von Menschen mit Behinderung“, insistiert er. Über die connexia Implacementstiftung haben im vergangenen Jahr 140 Personen eine Ausbildung abgeschlossen. Die Stiftungsteilnehmer werden finanziell unterstützt. „Sie erhalten vom AMS ein Arbeitslosengeld und zusätzlich 200 Euro pro Monat aus einem Beitrag, den die Ausbildungsbetriebe leisten“, erklärt Reingard Feßler. Seit Gründung der Stiftung im Juni 2011 wurden 702 Fachkräfte für die Pflege und Betreuung qualifiziert. Weitere Infos unter www.vcare.at