Herumgemosert: Die ewige Diskussion um FL.A.CH

Die S-Bahn zwischen Feldkirch und Buchs soll nun endlich kommen, wenn es denn wahr ist. Bei Bauprojekten ist ja immer eine gewisse Grundskepsis angebracht. Wie oft wurden – meist vor Wahlen – die S 18, die Bregenzer Seestadt oder der Feldkircher Stadttunnel herbeiprojektiert, um dann wieder für Jahre in der Versenkung zu verschwinden? Das Projekt FL.A.CH kann eine ähnliche Geschichte vorweisen. Dass es überhaupt verwirklicht werden kann, geht letztlich auf das Jahr 1865 zurück, als Österreich darauf bestand, die Bahnlinie von Feldkirch nach Buchs und nicht, wie mit der Schweiz ursprünglich vereinbart, nach Oberriet zu führen. Die Linienführung wäre beinahe am Einfluss der Schweizer Nordostbahn gescheitert, die bei einer Streckenführung nach Buchs um ihren Einfluss fürchtete. Nachdem Österreich zugesichert hatte, bei Bedarf auch eine Eisenbahn nach Oberriet zu genehmigen, konnte der Bau Richtung Buchs 1870 beginnen. Der zweigleisige Ausbau dieser Strecke, der nun zumindest teilweise kommen soll, wurde schon wenige Jahrzehnte später diskutiert.
Als 1917 der – ebenfalls nie verwirklichte – zweigleisige Ausbau Lindau-St. Margarethen zur Debatte stand, wandte der „Vorarlberger Volksfreund“ ein, dass aus Sicht des Ländles ein Ausbau der Linie Bregenz-Feldkirch-Buchs „vor allem in unserem Interesse gelegen“ sei. Über ein Jahrhundert später könnte er nun Wirklichkeit werden.
FL.A.CH sieht auch Investitionen in die Haltestelleninfrastruktur vor. Vol.at berichtete bereits 2010, dass seit einigen Jahren Pläne gewälzt würden, in Tosters nahe der Vorarlberghalle eine zusätzliche Haltestelle zu errichten und es nun möglicherweise bald soweit sein könnte. Natürlich wurde dort bis heute nicht gebaut. Der Ausdruck „einige Jahre“ war schon 2010 ein Euphemismus. Die Haltestelle in Tosters wird nämlich bereits seit sage und schreibe 135 Jahren diskutiert. Das „Vorarlberger Volksblatt“ forderte 1885 deren Errichtung, da diese „nach Fertigstellung der Kapfstraße“ für die umliegenden Gemeinden „von wesentlichem Vortheile“ wäre.
In Liechtenstein erhoben sich dagegen Bedenken, weil man die Verlegung der Bahnstation in Tisis fürchtete und „die Fahrpreise nach Haltestelle Tisis von den Liechtensteiner Stationen anerkannt sehr billig sind“. Ein Leserbriefschreiber des „Volksblattes“ erklärte 1900, die Station Tisis sei „geradezu unentbehrlich“, da man von dort rascher in die Stadt kommen könnte. Tatsächlich wird aktuell eine Haltestelle an der Kapfstraße projektiert, wie die VN 2019 berichteten. Diese soll jene in Tisis ablösen – wenn es denn diesmal tatsächlich so kommt.
Moritz Moser stammt aus Feldkirch, lebt und arbeitet als Journalist in Wien. Twitter: @moser_at