Wie ein extrem trockener Frühjahrsbeginn zustande kommt

So wenig Niederschläge wie heuer gab’s noch nie in den vergangenen 70 Jahren.
SCHWARZACH Neben der Coronakrise schaffen es nicht viele Meldungen in die Schlagzeilen. Zu den wenigen zählen jedoch jene über die große Waldbrandgefahr in ganz Österreich. Was auch insofern bemerkenswert ist, als nicht Hochsommer, sondern noch immer Übergangszeit herrscht. So spärliche Niederschläge wie heuer hat es in der ersten Hälfte des meteorologischen Frühjahrs aber noch nie gegeben seit 1950. Das ist den Daten zu entnehmen, die Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für die VN abgerufen hat. Eine Folge des Klimawandels? Orlik warnt vor voreiligen Schlüssen. Vorarlberg ist alles in allem eine sehr niederschlagsreiche Region. In Bregenz kommen von 1. März bis 20. April im langjährigen Durchschnitt 177 Millimeter (mm) zusammen. Beziehungsweise 177 Liter pro Quadratmeter. In allen anderen Landeshauptstädten ist es nur etwa die Hälfte davon, also nur gut 80, 90 mm. Mit einer Ausnahme: In Salzburg handelt es sich um 127 mm.
Rekordjahr 2001
Heuer ist jedoch alles ein bisschen anders. In Bregenz stellte die ZAMG in den eineinhalb Monaten mit Ostern gerade einmal 77 mm fest. In Salzburg waren es mit 97 mm etwas mehr, in Innsbruck mit 27 mm viel weniger. Wobei das alles relativ bzw. durchwegs fast nichts ist. Im Rekordjahr 2001 kam Bregenz im Vergleichszeitraum auf ganze 421 mm. Das war fünfeinhalb Mal mehr als heuer.

Dass in Vorarlberg meist größere Schnee- oder Regenmengen zusammenkommen, hat viele Gründe: Der Einfluss des atlantischen Klimas, das Zutun der Wetterküche Bodensee und die Staulage, die durch die Alpen hervorgerufen wird, wie Orlik analysiert. Die extreme Trockenheit heuer könnte auf den Klimawandel zurückgeführt werden, immerhin bringt er steigende Temperaturen mit sich. Und diese führen wiederum dazu, dass Wasser schneller verdunstet. Im Frühjahr gilt das jedoch nur bedingt, so Orlik: Noch sei es nicht so warm oder gar heiß, dass dieser Effekt wirklich wirksam werden kann.
Bei den Niederschlagsmengen gibt es eher kurzfristige Schwankungen. Anfang der 1960er- und der 2000er-Jahre war es beispielsweise sehr feucht. „Aktuell fällt dagegen auf, dass mehrere Jahre hintereinander sehr niederschlagsarm sind“, erklärt Orlik. Schon im vergangenen Jahr sind in Bregenz in der ersten Frühjahrshälfte weit unterdurchschnittliche 80 mm zusammengekommen. Und 2018 waren es auch nur 89 mm. „Das muss nichts mit dem Klimawandel zu tun haben, das kann auch eine interne Schwankung sein“, wie der Meteorologe sagt. „Im Wettersystem gibt es immer wieder mehrjährige Phasen, in denen es feuchter und dann wieder trockener ist.“