Peter Bußjäger

Kommentar

Peter Bußjäger

Bett and Win

Vorarlberg / 14.05.2020 • 18:31 Uhr

Kaum ist die erste Welle der Coronapandemie im Abflauen begriffen, wird die Diskussion über Spitalsbetten in Österreich wieder angefacht. Deren im internationalen Vergleich hohe Zahl war ja vom Rechnungshof über Jahre hinweg als Luxus kritisiert worden. Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker deutet jetzt immerhin ein Überdenken der Position an: „Ganz Österreich wird seine Lehren aus der Corona-Krise ziehen müssen. Da ist der Rechnungshof keine Ausnahme.“

Es gibt allerdings auch Gesundheitsexperten, die hartnäckig auf ihrer Meinung beharren: Von einem Irrtum könne keine Rede sein. Auch andere Länder mit viel weniger Spitalsbetten und geringer ausgebauter Intensivmedizin wie Dänemark und Singapur seien gut durch die Krise gekommen. Während der ersten Welle seien die Intensivstationen gerade einmal zu einem Viertel ausgelastet gewesen. Wenn es jedoch eine heftige zweite Welle gebe, dann würde auch in unseren Spitälern die Kapazitätsgrenze viel zu schnell erreicht, sodass es eigentlich egal sei, wie viele Betten zur Verfügung stünden.

In diesen durchaus widersprüchlichen Argumenten steckt viel Unsinn, dem mit etwas Hausverstand begegnet werden kann: Natürlich hängt die Bewältigung der Krise in erster Linie davon ab, wie rasch Staaten reagiert und soziale Kontakte der Bevölkerung reduziert haben. Und nur durch eine schnelle Reaktion wird auch verhindert werden können, dass eine mögliche zweite Welle unsere Krankenhäuser überfordert.

Das ändert nichts daran, dass wir gerüstet bleiben und auch ausreichend Kapazitäten bereithalten müssen. Sich darauf zu verlassen, dass im Bedarfsfall Spitäler innerhalb von zwei Wochen aus dem Boden gestampft und Tausende Beatmungsgeräte angeschafft werden können, ist eine riskante Strategie. Vor allem reicht es auch nicht, auf irgendeine Weise Betten aufzustellen, wenn das medizinische Personal nicht zur Verfügung steht.

Der Umstand, dass Österreichs Gesundheitsversorgung dezentral aufgestellt ist, erweist sich in der gegenwärtigen Situation als ein massiver Vorteil. Hoffen wir, dass sich allgemein durchsetzt, was Präsidentin Kraker für den Rechnungshof in Anspruch nimmt: Schon länger, sagt sie, stehe bei Prüfungen nicht die Einsparung, sondern der Nutzen für die Bürger im Vordergrund. Das wäre jedenfalls der intelligentere Ansatz.

„Das ändert nichts daran, dass wir gerüstet bleiben und auch ausreichend Kapazitäten bereithalten müssen.“

Peter Bussjäger

peter.bussjaeger@vn.at

Peter Bußjäger ist Direktor des ­Instituts für Föderalismus und ­Universitätsprofessor in Innsbruck.