Der Austrianer: Noch zwei Tage bis zum Cupfinale

Vorarlberg / 27.05.2020 • 10:00 Uhr
VN-Redakteur und Austria Fan Klaus Hämmerle schreibt Countdown-Tagebuch.<span class="copyright"> VN/Lerch</span>
VN-Redakteur und Austria Fan Klaus Hämmerle schreibt Countdown-Tagebuch. VN/Lerch

Countdown fürs Cupfinale: Zu Besuch bei Ferdi.

Ich besuchte Ferdi, bald 89, eine Austria-Ikone und einer der ältesten noch lebenden Hundert-Prozent-Austrianer. Ferdi war Schülertrainer in den späten 50ern und frühen 60ern. Er wurde vier Mal Meister, hat grandiose Kicker wie die Brüder Walter und Hubert Hollenstein, Manfred Gisinger oder Peter Hutter herausgebracht. Keiner hat nach seiner Pensionierung mehr Trainings der Kampfmannschaft besucht als er, keiner das Vertrauen von so vielen Trainern gewonnen. Ferdi, der ehemalige Schuldirektor, gab den ausländischen Spielern gratis Deutschunterricht („Pavao war mein Musterschüler“), war stets Ratgeber, Vermittler, Trostspender und Gewissen der Austria.

Ferdi der Austrianer
Ferdi der Austrianer

Eine halbe Stunde war er sogar so etwas wie Präsident des Vereins. Als nämlich vor über einem Jahr der Wechsel an der Führungsspitze des Klubs erfolgte und Ferdi als ältestes Mitglied der Austria die Wahl des neuen Vorstandes autorisieren musste.  

Jetzt darf er das zweite Cupfinale miterleben. Zumindest so halb. „Es ist halt schon jammerschade, dass keine Fans vor Ort sein dürfen“, sagt Ferdi. Wie gerne wäre er dabei gewesen.

Ferdi war immer schon Realist. Umso mehr überrascht das Blinzeln in seinen Augen, wenn man auf die Chancen der Austria gegen den vermeintlich übermächtigen Gegner zu sprechen kommt. „Wer weiß. Ich denk, da ist was drinnen“, sinniert der weise Senior. Man dürfe nicht gleich ein Tor bekommen und müsse zum richtigen Zeitpunkt selber eines machen. Noch mehr als nach kurzlebigen sportlichen Erfolg sehnt sich Ferdi nach einer Austria, die Geschlossenheit und Einigkeit demonstriert. „Ich würde es mir wünschen, wenn Hubi Nagel wieder zum Klub findet. Diese Trennung damals hat mir sehr weh getan.“