Coronavirus gegen Grippevirus

Bund plant Aufnahme der Grippeimpfung in das Gratis-Impfprogramm.
Bludenz Das Problem gab es schon im Frühjahr. Auch da traf Coronavirus auf Grippevirus. Die Begegnung verlief glimpflich, weil zu Beginn der Coronapandemie die Influenzaviren bereits wieder auf dem Rückzug waren. Im Herbst bzw. Winter könnte die Kollision heftiger ausfallen, sollte eine zweite Coronavirus-Welle das Land fluten. Dann wäre das Gesundheitssystem doppelt belastet. Da die Durchimpfungsrate bei Grippe in Österreich eine der niedrigsten in Europa ist, trägt sich das Gesundheitsministerium nun mit dem Gedanken, die Grippeimpfung in das Gratis-Impfprogramm aufzunehmen. Es umfasst Kinder von 0 bis 14 Jahren. Bernhard Jochum, Sprecher der Kinderärzte in Vorarlberg, würde das Vorhaben begrüßen, fragt sich jedoch, wie die Umsetzung bis zur kommenden Influenzasaison gelingen soll. „Es braucht nicht nur eine umfassende Information der Eltern, sondern auch eine entsprechende Organisation“, sagt Jochum mit Verweis auf den anhaltenden Mangel an Kinder- und Schulärzten.
Nachvollziehbar
Vonseiten der Impfexperten wurde in den vergangenen Jahren immer wieder gefordert, die Influenza-Impfung in das öffentliche Impfprogramm zu implementieren, nicht zuletzt aufgrund einer 2017 durchgeführten Analyse. Eine Untersuchung befasste sich mit den Auswirkungen der Grippe auf Kinder. In besagter Saison starben neun an der Influenza. „Das war auch für uns eine überraschend hohe Zahl“, räumt Bernhard Jochum ein. Was fehlte und immer noch fehlt sind allerdings Vergleichswerte. Dennoch hält der Kinderarzt das Ansinnen des Gesundheitsministeriums vor dem Hintergrund dieser Untersuchung für nachvollziehbar, wiewohl es eine zusätzliche Impfung für Kinder bedeuten würde. Umso wichtiger wären seinem Empfinden nach massive flankierende Maßnahmen, soll eine schnelle und breite Wirkung erzielt werden. Dazu gehöre vorrangig eine gute und verständliche Information der Eltern. Ebenso müssten jedoch die organisatorischen Rahmenbedingungen stimmen. Als eine der zentralen Fragen bezeichnet er, wer die Impfung durchführen soll. „In vielen Schulen gibt es keine Schulärzte mehr, auch Kinderärzte fehlen teilweise, und niedergelassene Allgemeinmediziner können häufig auch nicht mehr nachbesetzt werden“, merkt Jochum an.
Zustimmung von der Ärztekammer
Bei der Österreichischen Ärztekammer stößt der Plan des Gesundheitsministeriums ebenfalls auf Zustimmung. Die nächste Influenzawelle werde dem österreichischen Gesundheitssystem eine zusätzliche Belastung bereiten, die nicht notwendig wäre. Daher sei es wichtig, dass sich möglichst viele Österreicher gegen Grippe impfen lassen. Als absolut vorrangig wird die Impfung für Vorschulkinder bezeichnet. Bezogen auf die Influenza seien diese nämlich nachgewiesenermaßen intensive Verbreiter der Infektion.