Droht Brandnertaler Bikepark-Ausbau spätes Aus?

Naturschutzanwaltschaft ruft mit außerordentlicher Revision Verwaltungsgerichtshof an. Erweiterung voll im Gang.
Bürserberg Nach dem Aus für den geplanten Speicherteich Schwarzköpfle im Montafon droht nun einem weiteren touristischen Großprojekt im Oberland ein unangenehmes Nachspiel. Es geht um die Erweiterung des Bikeparks im Brandnertal. Das Projekt hatte im Vorjahr für ziemlichen Wirbel gesorgt und Naturschützer auf den Plan gerufen. Der im Sommer 2014 eröffnete Bikepark soll um acht neue Strecken mit insgesamt über 20 Kilometern ausgebaut werden. Insbesondere die Erschließung des Loischkopfs und die damit einhergehende Beeinträchtigung des Lebensraums von Auer- und Birkhuhn sorgte für das Aufbegehren der Naturschützer. Auch nach einem Positiv-Bescheid durch die Bezirkshauptmannschaft Bludenz kehrte keine Ruhe ein. Während einerseits umgehend mit dem Bau der neuen Trails, so werden die Mountainbikestrecken genannt, begonnen wurde, setzten etwa Naturschutzbund und Verein Birdlife alle Hebel in Bewegung, um doch noch Parteienstellung zu bekommen.
Gesetzesnovelle
Eine nun erfolgte Gesetzesnovelle für Naturschutz und Landschaftsentwicklung (GNL) könnte dies nachträglich tatsächlich noch ermöglichen. Die Novellierung räumt Umweltorganisationen ab sofort die Mitsprache bei Bauprojekten dieser Art ein. Und nicht nur das. Innert sechs Wochen konnte auch Einspruch gegen bereits rechtskräftige Bescheide eingereicht werden. Im Fall des Bikeparks Brandnertal tat die Naturschutzanwaltschaft Vorarlberg genau das. Sie brachte eine außerordentliche Revision gegen den Ausbau-Beschluss beim Landesverwaltungsgericht in Bregenz ein und marschiert damit zum Verwaltungsgerichtshof. Naturschutzanwältin Katharina Lins erhofft sich dadurch eine nochmalige Prüfung des Projekts. „Uns geht es in erster Linie um größtmögliche Schadensbegrenzung“, bekräftigte sie auf VN-Nachfrage.
Über die möglichen Auswirkungen des Einspruchs kann derzeit nur gemutmaßt werden. Die schlimmste Auswirkung für Betreiber, Gemeinden und Touristiker im Brandnertal wäre freilich ein Rückbau der schon gebauten Strecken. Daran will Bürserbergs Bürgermeister Fridolin Plaickner nicht einmal denken. „Wer würde in so einem Fall für die Kosten aufkommen?“, fragt er sich. Der Gemeindechef zeigt sich ob des Vorstoßes der Naturschutzanwaltschaft irritiert. „Es ist doch sehr verwunderlich, dass das nachwirkend überhaupt möglich ist. Wir haben einen rechtskräftigen Bescheid. Es wäre ein Wahnsinn, wenn dieser nun nachträglich aufgehoben werden könnte“, argumentiert Plaickner, der nach wie vor davon ausgeht, „in dieser Angelegenheit erneut recht zu bekommen.
Bau- und Fahrbetrieb geht weiter
Geschäftsführer Hannes Jochum von den Bergbahnen Brandnertal ist vorerst zumindest froh, den Bau- und Fahrbetrieb aufrechterhalten zu können. „Wir haben einen gültigen Bescheid. Somit können wir sowohl weiterbauen als auch weiterfahren“, betont er. Ein Teil der Bikepark-Erweiterung wurde bereits umgesetzt. „Die Bauarbeiten sind voll im Gang. Bis Ende August sollte alles fertig- gestellt sein“, informiert der Bahnchef, der auf eine gütliche Lösung im Interesse aller hofft.
Auch in Regierungskreisen sorgt das Vorgehen der Naturschutzanwaltschaft gegen ein weiteres Großprojekt, das vor allem von Touristikern als sehr wichtig erachtet wird, offenbar für lange Gesichter. Der Ball liegt damit beim Verwaltungsgerichtshof in Wien, der jetzt über das Tourismusprojekt auf der Tschengla befinden muss.