Diese Verbesserungen fordern Beschäftigte in Sozial- und Gesundheitsberufen

Vorarlberg / 03.07.2020 • 16:00 Uhr
Diese Verbesserungen fordern Beschäftigte in Sozial- und Gesundheitsberufen
Betriebsratsmitglieder stärkten den Gewerkschaftsverhandlern den Rücken. VN/PAULITSCH

Es wird auch um einen Mindestlohn verhandelt.

Bregenz Die Applausmaschine leistet ganze Arbeit. Sie hüllt den Platz vor dem Landhaus in Bregenz in eine infernalische Lärmwolke. Rund 70 Frauen und Männer, alle ihren Berufen verpflichtend mit Mund-Nasen-Schutz, stehen still und nehmen den tosenden Beifall aus der Konserve schweigend entgegen. Es war eine Aktion der Gewerkschaft, die damit ein Zeichen gegen Sparpakete und Nulllohnrunden bei den privaten Sozial- und Gesundheitsberufen setzen wollte. Gehört wurde es offenbar, denn die Landesrätinnen Katharina Wiesflecker und Martina Rüscher ließen nicht allzu lange auf sich warten. Beide betonten, einen guten Ausgleich finden zu wollen.

Nulllohnrunde vom Tisch

Auch die Verhandlungen im Landhaus erwiesen sich als erfolgreich. Die Nulllohnrunde ist vom Tisch, es gibt eine Coronaprämie, Verbesserungen bei den Zulagen und Personalschlüssel, und ein Mindestlohn von 1700 Euro netto wurde ebenfalls in Aussicht gestellt. „Das alles haben wir von Arbeitgebervertretung und Politik auch schriftlich“, spricht Gewerkschafter Bernhard Heinzle zufrieden von einem großen Erfolg.

Vor wenigen Wochen tauchte das Gespenst einer Nulllohnrunde im Landesdienst sowie im Sozial- und Pflegebereich auf. Sofort gingen Gewerkschaft und Arbeiterkammer auf die Barrikaden (die VN berichteten). Von einer gänzlich falschen Strategie war die Rede. Investieren statt sparen lautete die Forderung, speziell in Hinblick auf das Personalproblem, das Sozial- und Pflegeberufe schon lange plagt. Am Freitag trafen sich Gewerkschaftsvertreter, Vertreter des Arbeitgeber- und Gemeindeverbandes sowie Katharina Wiesflecker und Martina Rüscher zu Gesprächen. Um dem Anliegen entsprechend Nachdruck zu verleihen, brachte die Gewerkschaft Verstärkung mit. Frauen und Männer aus Betriebsratsgremien versammelten sich vor dem Landhaus, um demonstrativ den Applaus aus der Maschine entgegenzunehmen. Es war eine symbolgeladene Geste. „Die Politik soll sehen, dass es mit Applaus allein nicht getan ist“, sagte Iris Seewald, Mitglied des Verhandlungsteams der GPA. Die Hoffnung starb in diesem Fall nicht.

300 Euro Coronaprämie

Bernhard Heinzle, Landesleiter der GPA-dip in Vorarlberg, zog mit einem, wie er anmerkte, tollen Gesamtpaket ab. Alle Mitarbeitenden, die während der Coronakrise persönlichen Kontakt zu Betreuenden hatten, erhalten unabhängig vom Beschäftigungsausmaß eine Prämie von 300 Euro.  Gleiches gilt für Beschäftigte, die einen erhöhten Verwaltungsaufwand zu stemmen hatten. Außerdem wurden eine Lohnerhöhung und finanzielle Verbesserungen bei den Nachtdienst-, Wochenend- und Bereitschaftsdienstzulagen vereinbart. Schon ab Herbst soll in der Pflege ein höherer Personalschlüssel gelten. Dabei geht es zuerst vorrangig um die Entlastung der Nachtdienste. Das bedingt allerdings mehr Personal. Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, wird laut Heinzle der Mindestlohn beginnend mit 2021 „ordentlich erhöht“. Als Ziel formuliert er mindestens 1700 Euro netto, um mit anderen Branchen mithalten zu können. „Damit haben wir langfristig einen wirklich großen Erfolg erreicht“, bilanzierte der Gewerkschafter insgesamt positiv. In den privaten Sozial- und Gesundheitsberufen sind 7700 Personen beschäftigt.

Der Beifall aus der mitgebrachten Applausmaschine war nicht zu überhören.
Der Beifall aus der mitgebrachten Applausmaschine war nicht zu überhören.