Erneut Protest gegen Ziffernnotenzwang an der VS Lustenau Kirchdorf.

Vorarlberg / 08.07.2020 • 21:30 Uhr
Erneut Protest gegen Ziffernnotenzwang an der VS Lustenau Kirchdorf.

Mit “99 Luftballons” ging es für Eltern, Schüler und Lehrer gegen Bildungsminister Heinz Faßmann.

Lustenau “Nicht genügend, Herr Faßmann!”. Im Gegensatz zu ihrer Präferenz einer alternativen Beurteilung geben die aufmüpfigen Lehrerinnen der Lustenauer Volksschule Kirchdorf dem Bildungsminster das, was er so gerne in Zeugnissen sehen möchte: eine klare Benotung im Spektrum von eins bis fünf. Gleichzeitig wurden im Auftrag vieler Eltern die Ganzjahreszeugnisse der betroffenen Zweit- und Drittklässler wieder nach Wien geschickt.

Die Pädagoginnen der Reformklassen haben trotz ihrer erfolglosen Mission im Wiener Bildungsministerium, wo ihnen Heinz Faßmann ein persönliches Gespräch verweigerte, nicht aufgegeben. Mit einer außergewöhnlichen Aktion machten sie am Mittwochabend auf sich aufmerksam. In Anlehnung an Nenas Hit von den “99 Luftballons” für den Kriegsminister, versammelten sich Schüler, Eltern und Lehrer vor exakt dieser Zahl an fliegenden Objekten auf dem Vorplatz der Bildungsstätte. Losgelassen wurden die Ballons aus Umweltgründen letztlich nicht. “Nehmt sie mit nach Hause und hängt sie als Zeichen eurer Haltung gut sichtbar auf”, gab es die Aufforderung an die Eltern.

Kein Aussitzen

“Wir haben 12.030 Petitionsunterschriften für die Wahlfreiheit der Schulen bei der Leistungsbeurteilung gesammelt”, durfte Simone Flatz (43), Obfrau des Vereins “Gemeinsam Zukunft Lernen”, vermelden. 23.000 Unterschriften österreichweit gab es für eine parlamentarische Bürgerinitiative mit demselben Anliegen. “Aussitzen und totschweigen lassen wir uns nicht, wir werden weiterhin für die Rücknahme dieses absurden Ziffernnotenzwangs und für die Möglichkeit der alternativen Leistungsbeurteilung kämpfen”, gibt sich Flatz entschlossen.

“Aussitzen und totschweigen lassen wir uns nicht. Wir kämpfen weiter gegen diesen absurden Ziffernnotenzwang.”

Simone Flatz, Lehrerin

In die Pflicht nehmen die Initiatorinnen der Petition auch die Vorarlberger Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (59). “Hier im Land zu sagen, ich bin ja auch für die Wahlfreiheit in der Leistungsbeurteilung, aber da kann man halt nichts machen, das ist uns zu billig.” Die Pädagoginnen fordern den versprochenen Bildungsdialog ein. Die knapp 200 Eltern, Kinder und Lehrer formulierten ihren Protest gegen das Notengesetz schließlich durch das gemeinsame Singen des vom Werbemann Patrick Fürnschuss umgetexteten Luftballon-Songs.

Die Kinder fanden die Protestveranstaltung auf dem Vorplatz der Volksschule Lustenau Kirchdorf aufregend. <span class="copyright">VN/Sams</span>
Die Kinder fanden die Protestveranstaltung auf dem Vorplatz der Volksschule Lustenau Kirchdorf aufregend. VN/Sams

Der “Bildungsmann”

Darin bekam Heinz Faßmann sein Fett ab. Eine Strophe lautete: “99 Luftballons auf ihrem Weg zum Bildungsmann/hielt dieser für ein Schießgewehr und machte gleich auf Gegenwehr.”

Auch Bürgermeister Kurt Fischer (56), dessen Gattin Beate zu den “Rebellinnen” gehört, sang beim Protestlied gegen den Parteigenossen und dessen Politik aus voller Kehle mit. Direktor Christoph Wund zeigte sich von seinem Personal einmal mehr angetan. “Ja, ich bin stolz auf meine Lehrerinnen.”

Der Protestabend klang friedlich aus, was auch in der letzten Strophe zum Ausdruck kam. “Heute zieh’ ich meine Runden/Seh’ Kinder und die Welt erblühen/Hab’ ‘nen Luftballon gefunden/Denk’ an Heinz und lass ihn fliegen.”