Der Bodensee und die Freiheit vor Corona

In den heimischen Bootshäfen herrscht wieder Betrieb fast wie in den guten alten Zeiten vor Corona.
Hard, Bregenz Gutes, Essen, liebe Leute, saubere Sanitäranlagen. Aus diesen Gründen tuckern Alexander Koch (54) und seine Frau Evelyn (50) mit ihrem Motorboot Jahr für Jahr in den Hafen bei der Schwedenschanze. Das ist auch heuer nicht anders. „Man kann all das auch unter Einhaltung der verordneten Sicherheitsmaßnahmen genießen“, sind sich Alexander und Evelyn einig. „In Deutschland werden die Maßnahmen sogar noch strenger gehandhabt. Da muss etwa in den öffentlichen Waschbereichen jedes zweite Waschbecken leer bleiben“, erzählt der Bäcker. Nachsatz: „Ich stehe voll und ganz hinter jeder Maßnahme. Alles, nur keinen Lockdown mehr.“

Geschäftig geht es auch im Büro des Motorboot- und Segelsportvereins (MBSV) Schwedenschanze zu, wo Denise Scheucher (20) zahlreiche Gäste betreut, während sich Clubpräsident Martin Schweninger (60) ebenfalls zufrieden über die Frequenz äußert. „Die Leute haben Nachholbedarf. Hinzu kommt, dass viele, die Bote haben, aber gewöhnlich um diese Zeit wegfahren, heuer hiergeblieben sind und den See genießen.“
Zufriedenheit auch in Hard
Hafenidylle wie immer herrscht auch in Hard. Dort führt Hafenmeister Christian Schneider (50) Buch über alles, was sich in seinem Revier abspielt. „Der Mai war mau, der Juni okay, im Juli läuft es jetzt wieder ganz gut“, bringt Schneider die Fequenzentwicklung auf den Punkt. Der Hafen bietet 1400 Booten Platz, 80 Prozent der Anlegeplätze gehören Vorarlbergern, 1380 sind fix vergeben.
Es gebe kein Problem mit Sicherheitsregeln: „Die anlegenden Boote haben genügend Abstand zueinander, es gibt keine Massenaufläufe und ich empfange meine Kundschaften in der Regel außerhalb meines Büros“, erklärt Christian Schneider.
„Die Boote haben genügend Abstand, und ich empfange meine Kunden draußen.“
Christian Schneider, Hafenmeister Hard
Für Stammgast Andreas Hladsichik ist Corona gar nicht existent, wenn er sich auf seinem Boot befindet. „Ich tuckere allein gemütlich durch die Gegend. Der See ist der sicherste Platz. Wo willst du dich da anstecken?“
Vierertische statt Bierbänke
Im Sporthafen Bregenz mutmaßt Hafenmeister Jürgen Ederer, dass im heurigen Coronajahr doch etwas weniger Boote den Rank in den geschützten Hafenbereich finden.

Nicht zu den Abwesenden zählen jedenfalls auch heuer Stefan und Ulrike Mohr aus Heidelberg. Sie haben ihr prächtiges Segelboot fix in Konstanz stationiert, von wo sie im Sommer den See in alle Richtungen befahren. „Wir fühlen uns nicht bedroht“, sagen die Mohrs. So ganz ihrer Wahrnehmung entschwunden ist Corona dennoch nicht. „Man merkt schon, dass es nicht so ist wie immer. Zum Beispiel, wenn man in Lokalen die großen Bierbänke weggeräumt und stattdessen Vierertische hingestellt hat. Oder wenn die Menschen mit den Masken herumlaufen.“