VN-Wanderserie: Zum versteinerten Wasserfall im Bregenzerwald

Quelltuff Lingenau – römisches Vulkangestein im Bregenzerwald?
Lingenau Die heutige Wanderung führt in den Naturpark Nagelfluhkette im Bregenzerwald nach Lingenau. Das gesamte Gebiet des Naturparks bietet eine Vielzahl an tollen Wanderungen. Uns zieht es heute ausnahmsweise nicht auf einen Gipfel in die Höhe, sondern wir wandern hinab zu einem der beeindruckendsten Naturphänomene Vorarlbergs. Wir starten an der St. Anna Kapelle in Lingenau, überqueren die Straße und folgen der Beschilderung zum Quelltuff. Der Weg führt kurz etwas steiler hinab bis zu einem Holzsteg, und nach knapp 20 Minuten stehen wir schon vor dem Quelltuff. Die durch die Baumkronen fallenden Sonnenstrahlen sorgen für ein tolles Farbenspiel. Aber was ist dieser Quelltuff eigentlich?
Ohne Moos nix los
Die Bezeichnung Tuff ist aus geologischer Sicht nicht ganz korrekt. Als Tuff wird Gestein bezeichnet, das aus verfestigter vulkanischer Asche entstanden ist. Als die Römer um 15 v. Chr. nach Vorarlberg gelangten, kamen sie auch in den vorderen Bregenzerwald. Das seltsame Gestein, das sie hier vorfanden, erinnerte sie an die Gesteine in ihrer Heimat in Süditalien und sie benannten es nach diesem Tuffgestein.

Damit Quelltuff-Gestein entstehen kann, braucht es einige Zutaten, und diese Zutaten sind in Lingenau reichlich vorhanden. Der Großteil der Gemeindefläche liegt auf Gletschermoränen oder nacheiszeitlich gebildeten Schotterflächen, unter denen sich wasserundurchlässige Mergel befinden. Das Wasser fließt durch diesen kalkhaltigen Untergrund und reichert sich immer weiter mit Kalk an, bis es gesättigt ist. Wenn dieses kalkhaltige Wasser austritt und an der Oberfläche langsam über Moosteppiche oder Algen fließt, kann eine größere Kalkmenge abgelagert werden. Der Kalk legt sich um Äste, Steine, kleine Bäume usw. und es entstehen nach oben wachsende Gebilde oder Stufen in Bachterrassen. So können bei guten Bedingungen Kalksedimente von bis zu 10 mm pro Jahr wachsen. Innerhalb weniger Jahrhunderte können meterhohe Strukturen entstehen. Dieses Quelltuffgestein wurde in Lingenau lange Zeit auch als Baumaterial verwendet. Es war leicht, stabil, gut isolierend und sogar feuerbeständig.
Naturpark Nagelfluhkette
Der Naturpark Nagefluhkette erstreckt sich vom vorderen Bregenzerwald bis ins Allgäu und umfasst etwa 400 km2. Der Naturpark wird durch seine vielfältigen Lebensräume geprägt. Flüsse und Seen, Schluchten und Wälder, Moore und Feuchtwiesen, Alpflächen und alpine Rasen ermöglichen eine Artenvielfalt, die im Alpenraum ihresgleichen sucht. Weitere Infos unter: www.nagelfluhkette.info
Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann nach der Plattform beim Quelltuff noch eine längere Runde, zunächst etwas steiler hinunter zur Subersach, über die Hängebrücke und wieder hinauf nach Egg-Großdorf wandern. Der Weg dorthin bietet noch einige schöne Naturplätze und entlang des Weges lassen sich zahlreiche Orchideen und andere Blumenarten entdecken.
Wir nehmen es heute aber gemütlich und folgen der Beschilderung zurück nach Lingenau. Diese kurze Wanderung zum Quelltuff ist immer etwas Besonderes. Um die Schönheit dieses Ortes noch lange zu bewahren und damit diese wunderschönen Strukturen nicht zerstört werden, müssen wir beim Besuch darauf achten, immer auf dem Weg zu bleiben, nicht durch die Wasserbecken zu steigen und den Quelltuff nicht abzubrechen oder gar mitzunehmen, denn er steht unter Schutz.
Alles zur Wanderroute
Dauer ca. 1,5 Stunden
Länge an die 1,9 Kilometer
Höhenmeter jeweils 124 Hm im Auf- und Abstieg
Anfahrt Mit dem Bus von Dornbirn (Linie 41), Bregenz (Linie 37) oder von Egg (Linie 37) kommend nach Müselbach. Dort umsteigen auf Linie 41 nach Lingenau bis zur Haltestelle St. Anna. Fahrplaninfo unter: www.vmobil.at
Ein Beitrag von Lukas Rinnhofer