Jägerschaft vehement gegen Massentötung

Vorarlberg / 26.07.2020 • 20:13 Uhr
Rotwildhirsche sind beliebte Jagdtrophäen. Das Problem mit dem Rotwild in Vorarlberg: Es ist der Überträger von TBC auf Vieh.DPA
Rotwildhirsche sind beliebte Jagdtrophäen. Das Problem mit dem Rotwild in Vorarlberg: Es ist der Überträger von TBC auf Vieh.DPA

Ein Reduktionsgatter für Rotwild in kleinerem Umfang schließen Weidmänner jedoch nicht kategorisch aus.

Hohenems Landesveterinär Norbert Greber (56) hat im VN-Interview klare Worte an die Jägerschaft gerichtet: Ein Reduktionsgatter für Rotwild dürfe kein grundsätzliches Tabu sein und müsse als „ultima ratio“ eine Option im Kampf gegen TBC bleiben.

Tatsächlich hat sich Landesjägermeister Christof Germann (56) Ende letzten Jahres beim TBC-Gipfel im Land schweren Herzens der Umsetzung eines Maßnahmenpakets gegen die Seuche angeschlossen, welche im Extremfall auch die Einrichtung von Regulierungsgatter vorsieht. Das sind eingezäunte Bereiche, in denen Rotwild zusammengetrieben und getötet wird. Die Koppeln sollen dazu dienen, die behördlich vorgeschriebenen Abschusszahlen in TBC-Risikogebieten zu erreichen.

Hochemotional

Viele Emotionen erfuhr das Thema, als in einem Reduktionsgatter in der Tiroler Ortschaft Kaisers Anfang Jahres 34 Stück Rotwild getötet wurden und die Bilder der erlegten Tiere im blutrot gefärbten Schnee die Runde machten. „Bei uns wird es sicherlich kein Kaisers geben“, macht Gernot Heigl (30), Geschäftsführer der Vorarlberger Jägerschaft deutlich. Relativierender Nachsatz: „Auf diese Art und Weise wollen wir keine Wildtiere töten und damit Tierleid hervorrufen.“ Soll heißen: Eine kategorische Ablehnung jeglicher Tötung von zu diesem Zweck zusammengetriebenen Tieren will die Vorarlberger Jägerschaft nicht postulieren.

Letzte Maßnahme

„Es kann diese Maßnahme nur als allerletzte Möglichkeit überhaupt in Betracht gezogen werden, unter Einhaltung strenger tierschutzrechtlicher Regeln. So wie das in Kaisers gemacht wurde, darf es bei uns niemals geben“, betont Heigl.

Dass andere Regulierungsgatter im Tiroler Lechtal offensichtlich mit dazu beigetragen haben, den TBC-Erreger bereits zwei Jahre aus denTiroler Viehställen zu verbannen, hält Heigl für realistisch. Dennoch wolle man alle alternativen Möglichkeiten voll ausschöpfen, dem Problem Herr zu werden. Unter anderem gibt es zur Festellung von TBC-Erregern beim Wild bald ein neues Kontrollsystem, zudem würde man mit der Bezirkshauptmannschaft über weitere Maßnahmen beraten. Vor allem das Silbertal bleibt mit seiner zumeist zweistelligen TBC-Prävalenz beim Wild im Mittelpunkt der Kritik. Dies ist auch die Meinung von Landesveterinär Norbert Greber (56), der gegenüber den VN meinte: „Solange die TBC-Prävalenz beim Wild so ist, wie sie ist, wird sie auch aus den Viehställen nicht verbannt werden.“

Gegen die Verantwortlichen für die Tötung der 34 Stück Rotwild in Kaisers wird es keine Anklagen geben. Es bestehe kein Hinweis auf Tierquälerei, befand die Innsbrucker Staatsanwaltschaft.

Gämse breiten sich aus

Dem Wild scheint die Cornazeit gut getan zu haben. „Die coronabedingt stark reduzierten Freizeitaktivitäten der letzten Zeit haben zum Beispiel Gämse wieder in Gebiete gebracht, welche sie vorher mieden“, stellt Heigl, der auch Wildbiologe ist, erfreut fest.

Als wachsendes Problem sieht der Geschäftsführer der Jägerschaft dennoch die zunehmende Zahl von E-Bikern in den Bergen. „Sie gelangen in Ruhegebiete der Tiere. Da muss man Regeln neu definieren und schärfen.“

„Was mit den Tieren in Kaisers passierte, darf es bei uns niemals geben.“