G’riss um Bootsliegeplätze

Vorarlberg / 28.07.2020 • 20:34 Uhr
Wohl dem, der nicht nur ein Boot am Bodensee hat, sondern auch einen Platz dafür am Wasser in einem sicheren Hafen. VN/Paulitsch
Wohl dem, der nicht nur ein Boot am Bodensee hat, sondern auch einen Platz dafür am Wasser in einem sicheren Hafen. VN/Paulitsch

Viel mehr Boote als Liegeplätze. Das ist am Bodensee schon lange ein Problem.

Hard, Bregenz Bei der Jahreshauptversammlung des Yachtclub Hard hat man sich unlängst rustikal ausgetauscht. Ältere Mitglieder wollen ihr Boot verkaufen, weil ihre direkten Nachfolger damit nichts mehr anfangen können. Das können sie selbstverständlich. Aber ebenso selbstverständlich verlieren sie damit ihren Liegeplatz. Und selbst ein teures Boot ist am See ohne Liegeplatz viel weniger wert. Nicht nur der YC Hard bleibt diesbezüglich kompromisslos.

Geschlossene Gesellschaft

Laut Bezirkshauptmannschaft Bregenz sind am Vorarlberger Bodenseeufer 5705 Boote aller Art zugelassen, für die es in den 45 Häfen am See aber nur 4511 Liegeplätze gibt. 4259 davon liegen am Wasser, 252 sind Trockenliegeplätze auf festem Grund. In den meisten Fällen werden die Liegeplätze von Personen genutzt, welche diese Rechte an ihre direkten Nachkommen weiterleiten dürfen. In diese fast geschlossene Gesellschaft dringen nur wenige Neulinge ein.

Freilich besteht ein Unterschied zwischen öffentlichen Häfen, in denen die jeweilige Kommune Liegeplatzvermieter ist, und Privathäfen. „Bei uns ist es so, dass natürlich die Aktivmitglieder aufgrund ihrer Verdienste für den Klub wohlerworbene Rechte haben. Und wenn ein Aktivmitglied sein Boot verkaufen will und dem Käufer vielleicht auch den Liegeplatz überlassen möchte, gibt es Möglichkeiten. Der Verkäufer tritt als Aktivmitglied zurück, der Käufer kann sich als solches empfehlen. Wenn das akzeptiert wird, kann dem Nachfolger ein Liegeplatz zugewiesen werden. Auch wenn das dann nicht mehr der alte ist“, erklärt Martin Schwenninger, Präsident des Motorboot-Segelsportvereins Schwedenschanze.

Gemeinde der Platzhirsch

Ähnlich verhält es sich beim Yachtclub Bregenz. „Unsere 110 Wasserliegeplätze sind praktisch alle mit den Segelbooten unserer Mitglieder besetzt. Nur der Klub vergibt einen Liegeplatz – falls es einen zu vergeben gibt“, sagt Mitglied Markus Sagmeister, seines Zeichens auch Präsident des Vorarlberger Segelverbandes.

In Hard ist freilich nicht der örtliche Yachtclub mit seinen 65 Liegeplätzen der Platzhirsch am See. Das ist die Gemeinde. „Wir verwalten auf unseren sechs Häfen 1400 Liegeplätze“, berichtet Mathias Becvar, zuständiger Sachbearbeiter für Hafenangelegenheiten. „Natürlich kann das die Nachfrage nicht abdecken. Also haben wir eine Warteliste von Liegeplatzbewerbern, die nach klaren Kriterien ausgerichtet ist. So müssen Bewerber unter anderem mindestens fünf Jahre ihren Wohnsitz in Hard haben. Wir erlauben zudem eine fünfjährige Rückstellung des Liegeplatzes bei stichhaltiger Begründung. Auch lassen wir unter bestimmten Voraussetzungen Haltergemeinschaften zu.“ Auch für viele andere Häfen regelt die jeweilige Kommune die Vergabe von Liegeplätzen.

Mehr Motor als Segel

Die Mietpreise für Liegeplätze in den Vorarlberger Häfen liegen pro Jahr zwischen knapp 200 Euro für kleine Gondeln bis zu mehreren Tausend Euro für stattliche Schiffe. Diese werden übrigens immer mehr von Motoren betrieben, als geräuschlos mit Segeln fortbewegt. „Der Trend geht zu mehr Motorbooten und Schlauchbooten mit Motor“, fällt Rainer Honsig-Erlenburg, Leiter der Allgemeinen Verwaltung an der BH Bregenz, mit Blick auf die Neuzulassungen auf.

Boote am See

5705 Wasserfahrzeuge am österreichischen Bodenseeufer zugelassen

3774 davon sind Motorboote

1362 davon sind Segelboote

569 sonstige Boote

4511 Liegeplätze

4259 davon sind Wasserliegeplätze