Lingenauer gehen wegen Bauprojekt auf die Barrikaden

Der Bregenzerwälder Käsekeller will erweitern. Familie mit Hundezuchtstätte soll umgesiedelt werden.
Lingenau In Lingenau hängt der Haussegen ordentlich schief. Bewohner der Parzelle Steig fürchten um ihre Lebensqualität und orten eine ungleiche Behandlung. Der Hintergrund: Der Bregenzerwälder Käsekeller soll vergrößert werden. Damit das möglich wird, muss eine Familie mit Hundezuchtstätte umgesiedelt werden. In der Gemeinde ist man seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück. Die bisherigen Bemühungen scheiterten, weil entweder die betroffene Familie den vorgeschlagenen Bauplatz ablehnte oder die Anrainer auf die Barrikaden gingen. Letzteres ist auch in der Parzelle Steig der Fall, mit dem Unterschied, dass dort unlängst die Bauverhandlung stattgefunden hat.
46 Anrainer haben bereits Ende Februar einen entsprechenden Protestbrief unterzeichnet. Ihnen stinkt zum einen die Hundezucht. „Egal ob privat, vereinsmäßig oder gewerblich. Eine Hundezucht ist in einem Wohngebiet nicht ortsüblich und unzulässig“, ärgert sich Tankstellenbetreiber und Anrainer Edwin Kobras und verweist auf die entsprechende Homepage, wo explizit von einer Zuchtstätte die Rede ist. Hinzu komme, dass in Lingenau offenbar mit unterschiedlichem Maß gemessen werde. Kobras bezieht sich unter anderem auf Aussagen des ehemaligen Landesgeologen Walter Bauer in vorherigen Verfahren, wonach der durch einen Bach getrennte Hangteil des Grundstücks nicht bebaubar sei. Die insgesamt vier Eigentümer hätten für den Hang daher nur 44 Euro pro Quadratmeter gezahlt und für die bebaubare Fläche 110 Euro. „Und jetzt käme dort ein Einfamilienhaus für die Tochter hinein und davor ein Zweifamilienhaus mit dreieinhalb Geschoßen und Hundezucht“, verdeutlicht Kobras. Anderen Familien sei außerdem ein deutlich größerer Abstand zum Gemeindegrund und der Straße vorgeschrieben worden.

„Kein Zwinger“
Bürgermeisterin Annette Sohler sieht das etwas anderes. Punkt eins: In Lingenau gäbe es fast 60 Hunde. Eine gewerbliche Hundezucht sei es erst ab drei Hündinnen. So viele habe die Familie laut eigenen Angaben in den letzten zehn Jahren nie gehabt. Vom Vater sei immer wieder betont worden, dass er einen der insgesamt drei Schäferhunde verkaufen wolle und im neuen Haus nur zwei Hunde halten werde. „Außerhalb der Gebäude ist kein Zwinger mehr beabsichtigt“, sagt die Gemeindechefin. Punkt zwei: Der Unterschied zwischen diesem Hanggrundstück und den restlichen Hanggrundstücken sei, dass es sich um eine größere Fläche handle. Verhüttelungen, also kleine Gebäude wie Gartenlauben oder Hühnerställe, wolle man im Uferschutzbereich nicht. „Aber wenn man einen Respektabstand zu einem Bach hat, darf man auch ein Wohngebäude bauen“, unterstreicht Sohler. Der Quadratmeterpreis von 44 Euro rühre daher, dass der Hang schwierig zu bebauen sei. „Wir behandeln alle gleich“, versichert die Bürgermeisterin und ergänzt: „Was dazukommt, ist, dass wir aufgrund dieser sehr emotionalen Angelegenheit dran sind, eine Alternative zu prüfen und es noch gar nicht sicher ist, ob dieses Vorhaben dort realisiert wird.“
