Thomas Matt

Kommentar

Thomas Matt

Einfach ungleich

Vorarlberg / 26.08.2020 • 07:30 Uhr

Was unterscheidet Flugzeuge von einem Konzertsaal? Die Höhenflüge sind dort mehr seelischer Natur? Ja, das auch. 19 Uhr, Festspielhaus. Der große Saal füllt sich langsam. „Endlich wieder!“, die Platzanweiserin zwinkert mir zu, um mit heiligem Ernst amtszuhandeln. Muss sie aber gar nicht. Diszipliniert kommt niemand dem anderen zu nahe. Alle tragen Masken. Menschen im selben Haushalt sitzen nebeneinander, ansonsten ist jeweils ein Platz frei. Der Saal ist riesig und gut durchlüftet.

An Luft herrscht in Flugzeugen auch kein Mangel, an Platz schon. Passagiere gleichen noch immer Sardinen, die sich eine Büchse teilen. Alle dicht bei dicht. Die Masken sind mal oben, mal unten, je nach Speisen- und Getränkelage.

Zurück ins Konzert. Es ist jetzt aus. Hat exakt eine Stunde gedauert. Bewirtung gibt es keine. Dafür hat das Orchester spielen dürfen und der Veranstalter durfte den halben Saal verkaufen. Selbst das Einspielen der Bratschen und Hörner atmete pures Glück. Wie lange Kulturveranstalter sowas durchhalten? Schwer zu sagen. Sie haben für Herbst den Vorverkauf gestartet. Können gar nicht anders. Trotz steigender Infektionszahlen. Vielleicht beten sie ja um einen „normalen“ Herbst. Wo Konzertbesucher dieselben Rechte haben wie Flugreisende.