Hundekauf als emotionales Thema

Der Verein Tierärzte Grenzenlos führte umfassende Informationsveranstaltung in Bludenz durch.
BLUDENZ Gleich drei spannende Vorträge wurden in der Tierarztpraxis „Das Tierärzteteam“ in Bludenz kürzlich geboten. Neben einem Beitrag von Tierschutzombudsfrau Karin Keckeis zur Kastrationsaktion von Katzen referierte Joya Kaserer zu Kaninchen, Meerschweinchen und Hühnern sowie Amtstierärztin Martina Reitmayr zum Thema „Augen auf beim Hundekauf“. Die Veranstaltung wurde vom Verein „Tierärzte Grenzenlos“ organisiert, auf dem Vorhof fand zusätzlich ein Flohmarkt und eine Bewirtung der Gäste statt.
Unter genauer Einhaltung der Covid19-Abstandsregeln trug im Wartebereich der Tierarztpraxis Martina Reitmayr ihr Referat vor. Die geplante Stunde wurde schnell überschritten, da viele Fragen aus dem Publikum sehr fachkundig von ihr beantwortet wurden.
Problem: illegaler Welpenhandel
„Die Weitergabe eines Hundes ist immer ein emotionales Thema. Beim Kauf eines Hundes sollte man sich vorab folgende Fragen stellen: Welcher Hund passt zu mir? Und werde ich dem Hund gerecht? Im besten Fall begleitet uns ein Hund 15 Jahre lang, da muss die Entscheidung sehr gut überdacht werden“, betonte die engagierte Amtstierärztin. Abzuraten sei auf jeden Fall von illegalem Welpenhandel.
„Auf diversen Online-Plattformen bieten Züchter Welpen zum Verkauf an. Der Aufzuchtsort dieser Welpen befindet sich vielfach im Ausland. Leider wird bei diesen jungen Tieren sehr häufig die Aufzuchtsphase verkürzt, wodurch das soziale Verhalten beeinträchtigt wird. Die Erziehung durch das Muttertier ist in der sensiblen Phase, das ist von der dritten bis zur 14. Lebenswoche, aber ganz wesentlich. Ich empfehle, den Bereich zwischen der 10. und 14. Woche für das Eingewöhnen beim Menschen zu nutzen. Bei illegalen Züchtungen wird oftmals auch nicht darauf geschaut, ob die Elterntiere ganz gesund sind. Ich konnte oftmals beobachten, dass illegal erworbene Tiere zwar nur ein Drittel kosten, aber anfälliger für Erkrankungen sind“, betonte Reitmayr. Die Tiere werden vielfach direkt ins neue Zuhause geliefert, wodurch die nunmehrigen Besitzer keinen Einblick in die Gegebenheiten der Aufzucht erhalten.
Sichtbare Merkmale
„Kurznasen, viele Hautfalten und Glubschaugen – diese Merkmale bei Hunden sind nicht süß, sondern sind oft Kennzeichen einer Qualzucht. Indem einzelne äußere Merkmale hervorgehoben werden, leiden diese Tiere dann unter Atemnot, Augenproblemen, Bewegungsanomalien, Taubheit und Schwierigkeiten bei Geburten. Auch Haarlosigkeit bei Hunden und Katzen ist für Allergiker ein gewünschtes Züchtungsziel. Wegen der unterschiedlichsten Anforderungen und Wünsche gibt es eigentlich keine Hundeform, die nicht gezüchtet wird“, führte die Expertin weiter aus.
Eigenverantwortung
Ohne Nachfrage gebe es kein Angebot, es liege an den Hundebesitzern, diese Ausformungen an qualvollem Tierleid einzudämmen. Eingriffe bei Tieren seien bis auf die Kastration und das Enthornen in Österreich verboten. Vielfach werde aber dennoch das Kupieren des Schwanzes und der Ohren durchgeführt.
Sollte ein Hund angeschafft werden, sei dies in einem Tierheim, bei einem Tierschutzverein, in einer Zoohandlung oder bei einem kompetenten Züchter von Vorteil. Dadurch können auch mühsame Anfahrtsreisen dem Tier erspart bleiben. BI