Kaum Güterzüge durch Bregenz

Güterverkehr aus Vorarlberg fast nur Richtung Osten.
Bregenz, Wien Kommt Wahl, kommt Gleis. Diese Bregenzer Weisheit gilt auch für die Gemeindewahl am 13. September. Einige Parteien und Interessensgruppen forcieren die Forderung nach einem zweiten Gleis, am liebsten unter der Erde. Wie schon in der Vergangenheit wird es bei den Forderungen bleiben. Infrastrukturministerin Leonore Gewessler hat sich kürzlich im VN-Interview gegen ein zweites Gleis von Lochau nach Bregenz ausgesprochen. Die Kapazität reiche derzeit aus, betonte sie. Aber stimmt das? Den VN liegen nun Zahlen vor, die zeigen, dass die Kapazitätsfrage einfach zu beantworten ist: Aktuell spielt Güterverkehr auf dieser Strecke keine Rolle.
Ein Zugpaar pro Woche
Im Jahr 2019 fuhr auf dieser Strecke durchschnittlich weniger als ein Güterzug pro Tag. Damit hat sich der Güterverkehr auf diesem Abschnitt seit 2017 nicht verändert. Erst 2020 gibt es Bewegung, wenn auch weniger. Heuer durchquert Bregenz durchschnittlich ein Güterzugpaar pro Woche, was auch an den Streckensperren auf deutscher Seite liegt.
Vorarlbergs zuständiger Landesrat Johannes Rauch bestätigt die Zahlen. “Es gab schon immer wenig Verkehr auf dieser Strecke, der Hauptgüterstrom der Bahn geht Richtung Osten.” Durch den Arlbergtunnel verkehrte im Vorjahr durchschnittlich 26 Güterzüge pro Tag, auf der Strecke Feldkirch-Buchs 17 Güterzüge täglich. “Die Kapazitätsgrenze könnte auf der Rheintalstrecke erreicht werden, wo sich Nahverkehr, Fernverkehr und Güterverkehr immer mehr in die Quere kommen”, fährt Rauch fort. Die Ablehnung der S-Bahn Liechtenstein könnte zudem dazu führen, dass sich dieser Güterverkehr ins untere Rheintal verlagert. Deshalb habe das dritte Gleis im Abschnitt zwischen Götzis und Dornbirn Priorität. Ein Ausbau in Bregenz würde sowieso nichts bringen: “Auf deutscher Seite fehlen auf 100 Kilometern entweder Zweigleisigkeit oder Elektrifizierung.”
Die Unterflurtrasse der Bahn in Bregenz sieht er ebenfalls skeptisch. Sie sei sehr teuer, technisch herausfordernd und würde Bahnreisenden den schönsten Blick auf Bregenz nehmen. “Wenn freies Bodenseeufer, dann ab in den Berg mit der Landesstraße. Dass manche die Bahntrasse und die Grundstücke gerne für kostbare Immobilien verwenden würden, ist nachvollziehbar, aber nicht im öffentlichen Interesse.”
Bregenz vor Götzis
Unterstützung von Bund und Land erhält hingegen der Bahnhofsbau in Bregenz. Das wiederum sorgt in Götzis für Unmut, dort hätte man ebenfalls gerne einen neuen Bahnhof (die VN berichteten). Dass Götzis warten muss, liege an den Götznern selbst, entgegnet Rauch. “Ich kann die Verhandlungsdetails nicht offen legen. Aber sie haben dauernd Sonderwünsche geäußert und wollten, dass Götzis vor Bregenz dran kommt, obwohl in Bregenz alles fix war.” Der Götzner Bürgermeister Christian Loacker widerspricht dem Vorwurf der Sonderwünsche. “Wir wollen unseren Hausbahnsteig und die sich in vielen Jahren bewährte Rampe nicht verlieren, das hätten die ersten Planungen der ÖBB vorgesehen.” Er ist aber optimistisch. “Wir sind guten Mutes, dass bei einem gemeinsamen Wollen aller Verantwortlichen eine schnellere Umsetzung möglich sein kann.” Die Götzner Neos fordern nun ebenso, dass gehandelt wird. Ihr Konzept heißt “Götzis Nord”.
Güterverkehr in Vorarlberg
26 Güterzüge pro Tag haben 2019 durchschnittlich den Arlbergtunnel passiert.
17 Güterzüge täglich sind im Vorjahr im Schnitt über die Strecke Feldkirch-Buchs gefahren.
2 Güterzüge pro Tag haben im Jahr 2019 durchschnittlich die Strecke Lustenau – St. Margrethen benutzt.
<1 Güterzug pro Tag fuhr im Vorjahr durchschnittlich die Strecke Bregenz-Lindau. Heuer ist es ungefähr ein Zugpaar pro Woche, was aber auch an den Bauarbeiten in Deutschland liegt.
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