Handwerk hatte in Dornbirn immer schon goldenen Boden

Vorarlberg / 22.09.2020 • 07:00 Uhr
Handwerk hatte in Dornbirn immer schon goldenen Boden
Auf eine lange Tradition kann das Schlosserhandwerk zurückblicken. Das Bild zeigt die Kunstschlosserei Mäser um 1898.

Viele Handwerkszweige sind mittlerweile in Vergessenheit geraten.

Dornbirn Man muss nicht weit in die Vergangenheit blicken, um auf
Handwerksbetriebe zu stoßen, die heute kaum noch bekannt sind. Andere haben die Produktion den neuen Entwicklungen angepasst. Vor knapp einem halben Jahrhundert spielte das Bäckerhandwerk noch eine bedeutende Rolle in der Versorgung mit Lebensmitteln. Im Branchenverzeichnis, erstellt im Juli 1976, sind 15 Bäcker mit insgesamt 87 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgelistet. Vier Chemischputzer, Wäscher und Färber sorgten für eine immer tadellose Garderobe, die, anders als heutzutage, über Jahrzehnte ihren Dienst tun musste.

Wert legte man vor 50 Jahren auch auf gutes Aussehen, denn immerhin 23 Frisöre mit rund 100 Angestellten konnten sich ebenso wie fünf Mieder- und Wäscheerzeuger, elf Kleidermacher und ein Zahntechniker über gute Geschäfte freuen. Insgesamt gab es in Dornbirn rund 50 Gewerbetriebe, viele von ihnen sind nach wie vor im Geschäft, andere haben zugesperrt, weil sie durch neue Branchen ersetzt wurden. Bei einer Bevölkerungszahl von knapp 38.000 reichte 1976 lediglich ein Leichenbestatter aus, um mit fünf Mitarbeitern für einen würdigen Abschied zu sorgen.

Industrie im Aufwind

Der wichtigste Industriezweig war vor knapp 50 Jahren die Textilindustrie. In 77 Firmen waren über 5000 Menschen beschäftigt, heute sind die goldenen Zeiten der großen Webereien und Spinnereien, die zum Reichtum Dornbirns beitrugen, vorbei. Dafür erlebten die Bau- und die Nahrungs- und Genussmittelindustrie bald einen enormen Aufschwung, der bis heute anhält. Dass die Stadt immer schon ein Handelszentrum war, zeigt die Zahl der Handelsbetriebe, die 1975 immerhin gut 40 betrug.

Holzkohlenmeiler im Valorsertal um 1921.<span class="copyright">Stadtarchiv (2)</span>
Holzkohlenmeiler im Valorsertal um 1921.Stadtarchiv (2)

Die ältesten Gewerbebetriebe in Dornbirn sind mit Wasserkraft betriebene Mühlen und Sägen. Familiennamen wie Schmied, Weber, Schneider oder Gerber weisen auf entsprechende Tätigkeiten hin. Wie der Historiker Alois Niederstätter im 1. Band der Geschichte der Stadt Dornbirn schreibt, gab es im Oberdorf 1520 einen Bäcker namens Ulrich Frank, um 1590 tauchten in der Gewerbeliste der Schmied Hans Rümmele und der Schuhmacher Jörg Wehinger auf. In den Tälern rund um Ebnit stellten Köhler Holzkohle her. Etwa um dieselbe Zeit betrieben Landammann Martin Mäser und Hans Diem Gasthäuser, und in der Schmelzhütte wurde Roteisenstein aus dem Stollen Haslach verhüttet. ha