Wie sich eine Coronainfektion von einer Grippe unterscheidet

Eine Unterscheidung ist zum Teil sehr schwierig.
Feldkirch Herbstzeit ist bekanntermaßen Virenzeit. Erkältungen und Infektionen nehmen zu. Bislang waren es vorwiegend Grippeviren, gegen die es anzukämpfen galt. Heuer kommt das weit mehr gefürchtete Coronavirus dazu. Da könnte schon der leiseste Husten zur großen Befürchtung mutieren, denn die Symptome sind oft nicht eindeutig, was eine Unterscheidung erschwert. Oberärztin Gabriele Hartmann (58), Leiterin des Instituts für Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge im Landeskrankenhaus Feldkirch, erklärt, worauf geachtet werden kann.
Unterschiedliche Virusgruppen
In der kalten Jahreszeit sind Viren besonders umtriebig. „Es ist tatsächlich so, dass sich speziell das Grippevirus im Winter wohler fühlt. Vermutlich reagiert die Hülle auf höhere Temperaturen empfindlicher“, erläutert Gabriele Hartmann. Dazu kommt, dass sich die Leute weniger im Freien, dafür mehr in geschlossenen Räumen aufhalten, wo die Luft zudem heizungsbedingt trockener ist. Das macht das Immunsystem insgesamt, besonders jedoch Atemwege und Schleimhäute anfälliger, und Viren haben ein leichtes Spiel.
Ob es sich bei einer Erkrankung um eine Influenza oder Covid19-Infektion handelt, lässt sich allein anhand der Symptome nicht so ganz klar feststellen. „Obwohl es sich um unterschiedliche Virusgruppen handelt, können die Ausprägungen in beiden Fällen von ganz leicht bis ganz schwer reichen“, sagt Hartmann. Ein Unterscheidungsmerkmal ist die Inkubationszeit. Bei einer echten Influenza beträgt sie ein bis drei Tage, bei Corona sind es zwei bis 14 Tage, wobei die Mikrobiologin das Mittel mit fünf Tagen angibt. Die Infektiosität ist ebenfalls eine andere. Ein Grippekranker steckt im Durchschnitt 1,3 Personen an, ein Covid19-Betroffener kann bis zu 2,5 Personen mitreißen.
Wie ein Hammerschlag
Eine Influenza schleicht sich auch nicht an, sondern gleicht einem Hammerschlag. „Die Patienten fühlen sich von heute auf morgen schwerkrank und bekommen hohes Fieber“, weiß Gabriele Hartmann. Gesellen sich dann noch Muskel- und Gliederschmerzen dazu, sind das unmissverständliche Anzeichen für eine Influenza. Bei Corona stellen sich die Symptome hingegen schrittweise ein. Fieber ist zwar auch bei Covid19 häufig, Gliederschmerzen sind dagegen eher selten. Was bei Covid19 aber sehr wohl als Spezifikum heraussticht ist eine markante Störung des Geruchs- und Geschmackssinns. „Zudem scheint das Coronavirus häufiger als das Grippevirus schwere Verläufe zu verursachen“, erklärt Hartmann.
Hygiene als Schutz
Unterschiedliche Aussagen gibt es zur Betroffenheit von Kindern. Während ihnen bei Grippe eine hohe Übertragbarkeit nachgesagt wird, gilt das beim Coronavirus scheinbar nicht. An Grippe können Kinder leicht bis schwer erkranken, bei Coronaviren sind schwere Verläufe bislang eher seltener als bei Influenza. Beide Infektionen eint, dass Hygienemaßnahmen der beste Schutz sind. Dazu gehören Abstand halten, Mund-Nasen-Schutz und Handhygiene. Was die Grippeimpfung betrifft bekräftigt Hartmann: „Die macht unabhängig von Corona Sinn.“ Dies deshalb, weil jeder Infekt den Körper schwächt und den Weg für weitere Infekte bahnt. Und sie kann dazu beitragen, das Gesundheitssystem in Coronazeiten vorsorglich zu entlasten. Zur Teststrategie befragt, sagt Gabriele Hartmann: „Ziel wäre es derzeit, alle symptomatischen Personen zu testen.“ Gleichzeitig räumt sie ein, dass das im Winter zu schwer bewältigbaren Zahlen führen könnte.
