Corona: Welche Schule im Land ein Drittel der Klassen schließen musste

Der pädagogische Leiter, Andreas Kappaurer, spricht von der “Spitze des Eisberges”.
Bregenz, Klaus Dieter Losert (51) ist ein Schulleiter, der dieser Tage seinen Mann steht. Seit Schulbeginn im Herbst hat die Mittelschule Klaus mit Corona zu kämpfen. Aktuell sind von den insgesamt neun Klassen mit ihren 160 Schülern drei Klassen und 60 Jugendliche in Quarantäne, dazu noch zehn der 25 an der Bildungsanstalt tätigen Lehrer. “Wir verzeichneten vom ersten Schultag an Quarantänefälle, es ging bei uns Schlag auf Schlag”, berichtet der Direktor mit gefasster Stimme.
“Wir verzeichneten an unserer Schule vom ersten Tag an Quarantänefälle.”
Dieter Losert, Direktor MS Klaus
Losert jammert nicht. Die Schulgemeinschaft habe sich so gut es geht auf die Situation eingestellt. “Wir waren auf Fernunterricht vorbereitet, die digitalen Lernplattformen standen bereit, Schüler und Lehrer machen das Beste aus der Situation. In den letzten drei Wochen bekam ich nur eine Anfrage wegen eines benötigten digitalen Geräts.” Losert lobt Behörden, Infektionsteam und Bildungsdirektion gleichermaßen. “Angesichts der Komplexität der Herausforderungen leisten alle wirklich gute Arbeit.”
Nervöse Schulleiter, nervöse Eltern
Nicht alle Schulen kommen mit dem sich ausbreitenden Coronavirus so gut zurecht wie die schwer geprüfte Mittelschule Klaus. Viele Direktoren und Eltern seien ob der Entwicklung hochgradig nervös, berichtet Andreas Kappaurer (59), Leiter der Bildungsdirektion Vorarlberg. “Wir erleben jetzt wohl nur die Spitze des Eisbergs”, schätzt Kappaurer die Situation ein, und ergänzt:”Wir haben die Entwicklung in diesem Ausmaß nicht erwartet, aber es hat sich angedeutet.”
“Wir haben die Entwicklung in diesem Ausmaß nicht erwartet, aber es deutete sich an.”
Andreas Kappaurer, Pädagogischer Leiter Bildungsdirektion
Laut Bildungsdirektion hat man an 140 der 280 Schulen im Land bereits Verdachtsfälle verzeichnet, und es wurden dort Testungen vorgenommen. An 48 Schulen gab es Fälle von nachgewiesenen Covid-19-Infektionen, 59 Schüler und sieben Lehrer haben sich allein in den letzten zehn Tagen infiziert.
Lob an Behörden und Infektionsteam
Auch Kappaurer lobt Behörden und Infektionsteam. Nur eines bemängelt er: “Es sind nicht immer beide für die Schulen zuständigen Personen im Infektionsteam zu erreichen. Aber das Virus kennt halt auch leider kein Wochenende.”
Sehnlichst würde sich Kappaurer einen Coronaschnelltest wünschen. “Der Gurgeltest wäre da natürlich sehr hilfreich. Derzeit wird dieser im Rahmen einer Studie nur an zwölf Vorarlberger Schulen angewandt”, informiert der oberste Pädagoge des Landes.
Keine Schulschließungen
Dass der Schulbetrieb aufgrund der sich zuspitzenden Coronasituation wieder eingestellt wird, wäre laut Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher (56) allerdings eine völlig falsche Maßnahme. “Eine Schulschließung ist für Betroffene weit weniger schlimm, als eine Absonderung mittels behördlichem Bescheid. Eine Schulschließung könnte zudem kontraproduktiv sein. Infizierte Kinder ohne Symptome könnten das Virus draußen viel leichter und unbeobachtet verbreiten”, sagt Grabher. In der Schule seien die Kontroll- und Testmöglichkeiten viel besser und die Kinder greifbar.
Die derzeit massive Verbreitung des Virus an den Bildungsstätten führt der Landessanitätsdirektor auch auf die Vernachlässigung der Hygienevorschriften zurück. “Es wäre vieles zu vermeiden, würde man sich strikt daran halten. Aber es sind eben viele schon dagegen abgestumpft.”