Warum dieser Meininger 400 Kilometer barfuß durch Vorarlberg lief

Harald Purkart ging diesen Sommer “Min Weag” – ohne Schuhe.
Meiningen Vorarlberg in 31 Etappen und 400 Kilometern zu durchwandern, wie es der Rundwanderweg „Min Weag“ vorsieht, ist schon eine beachtliche Leistung. Auch Harald Purkart hat sich diesen Sommer vorgenommen, diese Tour durch Vorarlberg zu gehen. Nur hat er diese Herausforderung barfuß bewältigt. In insgesamt 16 Etappen ist er die Strecke um das Land gegangen. „Jeweils acht Tage, im Juli von Bregenz bis zur Bielerhöhe und im September von der Bielerhöhe nach Bregenz“, erzählt der Meininger. „Auch als erprobter Weitwanderer waren die 400 Kilometer eine große Herausforderung für mich.“
Barfuß gehen ist für den 61-Jährigen normal, auch im Hochgebirge. „Ich genieße es, den Boden zu spüren, die Temperaturunterschiede, geerdet zu sein“, erklärt Harald Purkart seinen außergewöhnlichen Wanderstil. Doch wie kommt man überhaupt auf die Idee, solche Trips barfuß zu gehen? Für ihn beginnt das Barfußlaufen im Kopf. Der Reiz dafür sei die Frage, was alles möglich ist. „Wenn ich das Menschen erzähle, sagen viele, dass das doch nicht möglich sei.“ Purkart ist überzeugt, dass seine Leidenschaft das Selbstvertrauen stärkt. Gefährlich sei es seiner Ansicht nach nicht, doch: „Jeder Tritt muss noch besser passen, man darf nicht wahllos wo hintreten.“

Auf den Spuren der Tarahumara
Inspiriert wurde der Weitwanderer vom Werk „Born to Run“ des Autors und Journalisten Christopher McDougall. Der Amerikaner sucht in seinem autobiografischen Buch eine Antwort auf die Frage: „Warum schmerzt mein Fuß?“ Die Suche nach einer Antwort führte ihn unter anderem zu den Tarahumara. Das in den Copper Canyons in Mexiko lebende indigene Volk läuft Hunderte Kilometer, teilweise barfuß oder nur mit einfachen Sandalen. Der amerikanische Autor beschreibt auch den gesundheitlichen Vorteil dieser Lauftechnik, weiß Harald Purkart. „Es hat auf jeden Fall Vorteile, etwa für die Körperhaltung. Es stärkt die Füße, weil dadurch viel mehr Sehnen, Bänder und Muskeln beansprucht werden.“ Um solche langen Strecken ohne Schuhe bewältigen zu können, braucht es aber auch einiges an Training. „Angefangen zu trainieren habe ich 2007, ein Jahr später bin ich den Jakobsweg gegangen.“ Von Spanien weg über Frankreich ging er bis zum Atlantik. Etwa 350 der insgesamt 900 Kilometer ist er damals ohne Schuhe gelaufen, auch bei Schlechtwetter. „Da war die Haut dann schon sehr beansprucht.“ Seither geht der Angestellte viel und oft barfuß. Auch im Winter. „Nicht immer und überall, da gibt es schon Grenzen.“ Diesen Sommer ist der Meininger gemeinsam mit seiner Frau in drei großen Etappen in etwas über 30 Tagen von Wolfsthal quer durch Österreich gewandert. Nicht nur das Wandern ist eine gemeinsame Leidenschaft der beiden, sondern auch der eigene Garten, wo Purkart natürlich auch barfuß unterwegs ist. „Nur bei meiner Arbeit bei Vorarlberg Netz kann ich natürlich nicht barfuß gehen“, sagt der Barfußbergsteiger, der auch schon die Schesaplana ohne Schuhe erklommen hat, mit einem Augenzwinkern.
Am Herzen liegt Harald Purkart ein weiteres besonderes Projekt. 2012 hat er mit 15 gleichgesinnten Vorarlbergern und Vorarlbergerinnen seine arbeitsfreien Tage in der Stadt Cuenca im südamerikanischen Ecuador verbracht. Aber nicht etwa, um nur Urlaub zu machen. Bei dem Caritas-Projekt wurde ein Kinder- und Frauenhaus errichtet. Gerne denkt er an diese Zeit zurück. Wenn Purkart bald in Altersteilzeit ist, möchte er weitere solche Projekte unterstützen. In Cuenca konnte er sich ebenfalls einen persönlichen Wunsch erfüllen: Er hat den Hausberg, den 3700 Meter hohen Cabogana bestiegen – barfuß, natürlich.
Zur Person:
Harald Purkart läuft am liebsten barfuß. Zuletzt durchwanderte er auf 400 Kilometern Vorarlberg.
Geboren 2. September 1959
Freizeit Zeit mit der Frau im Garten verbringen, Musikverein
Wohnort Meiningen
Beruf Angestellter bei Vorarlberg Netz