Wenn Jürgen Tschofen an seiner Weißküfer-Werkbank sitzt

Vorarlberg / 20.10.2020 • 16:04 Uhr
Die Arbeit mit dem Baustoff Holz fasziniert Bauleiter Jürgen Tschofen seit über zehn Jahren; jetzt steht er kurz vor der Selbstständigkeit.<span class="copyright">YAS</span>
Die Arbeit mit dem Baustoff Holz fasziniert Bauleiter Jürgen Tschofen seit über zehn Jahren; jetzt steht er kurz vor der Selbstständigkeit.YAS

Bauleiter Jürgen Tschofen aus Gortipohl will sich als Weißküfer selbstständig machen.

St. Gallenkirch Es duftet nach dem Sägemehl der Zirbe, auf dem Boden der Werkstatt liegen unzählige Zirbenspäne, in der Mitte sitzt Jürgen Tschofen und stellt eine Brenta her.

Unter Weißküfer versteht man das Herstellen von Holzgerätschaften, die für die Verwendung von hauswirtschaftlicher und alpwirtschaftlicher Nutzung gefertigt werden. Auch Souvenirs und Geschenke, die nach den Vorstellungen und Wünschen des Kunden angefertigt werden, zählen dazu.

Das Holz gab dem Beruf seinen Namen: Weißküfer. Das Wort Weiß stammt dabei von den bleichen, weißlichen Hölzern, die verwendet werden: Fichte, Zirbe und Ahorn. Während der normale Küfer große Gefäße baut – meist zünftige Fässer, Kübel und Zuber aus Eichen- und Lärchenholz –, hat sich der Weißküfer auf die Herstellung kleiner, feiner Holzgerätschaften für die sennische Milchwirtschaft und Käseherstellung spezialisiert. Melkeimer, Butterfässer, Brenta und Brotdosen. Weißes Holz für weiße Milchprodukte.

Arbeit als liebste Beschäftigung

Jürgen Tschofen macht seinen Beruf aus Leidenschaft. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern im Montafon in Gortipohl. „Ich mache das richtige Handwerk wie vor 100 Jahren. Ich habe meine Werkstatt von Grund auf selbst aufgebaut und werde mich bald selbstständig machen. Momentan habe ich noch einen Fulltimejob als Bauleiter. Abends arbeite ich in meiner geliebten Werkstatt. Meine Frau ist immer dabei, sie macht die Beschriftungen und näht die Polster. Sogar die Kinder üben schon. Ich habe vor zehn Jahren bei null angefangen, ohne Werkzeug, nur mit dem Willen, das zu machen, was ich am liebsten tue. Ich habe diesen Beruf von der Pike auf gelernt und etwas modernisiert. Ich habe gerade eine Butterdose entwickelt, in der die harte Teebutter im Kühlschrank streichfähig bleibt“, erklärt Tschofen stolz.

Gelernt hat Jürgen Tschofen bei Otto Ganahl, nach der Lehre als Maurer jeweils im Winter. 2011 hat er dann die Abschlussprüfung in Tirol als Weißküfer gemacht. „Ich musste eine Bestätigungsprüfung machen, da es als ausgestorbenes Handwerk keine Prüfung mehr gab“, erinnert sich der Handwerker.

Auf Wunsch der Kunden

Jetzt bestellen die Kunden auch bei ihm im Internet. Tschofen sammelt Holz aus dem Montafon, kauft Fichtenholz oder Eiche. Die Zirbe bezieht er aus Galtür. „Ich kann aus jedem Stück Holz etwas machen. Es gibt keinen Abend, an dem ich nicht in der Werkstatt bin. Jürgen Tschofen ist auch bekannt für seine Geschenkartikel. Es gibt nichts, was er auf Wunsch des Kunden nicht anfertigen kann. Das ist sein Anspruch. „Mein Ziel ist die Selbstständigkeit. Es wird nicht mehr lange dauern. Ich freue mich schon, wenn ich nur noch in meiner Werkstatt arbeiten kann“, lacht der sympathische Holzkünstler und zeigt stolz die ersten Arbeiten seiner Kinder. YAS

Fichte, Zirbe und Ahorn: das sind die bevorzugten Materialien, die der Weißküfer in seiner Werkstatt in Gortipohl verarbeitet.
Fichte, Zirbe und Ahorn: das sind die bevorzugten Materialien, die der Weißküfer in seiner Werkstatt in Gortipohl verarbeitet.
Die Liste der Endprodukte der Weißküferei beinhaltet Melkeimer, Butterfässer, Brenta, Brotdosen, aber auch Dekoartikel aus wertvollen Hölzern.
Die Liste der Endprodukte der Weißküferei beinhaltet Melkeimer, Butterfässer, Brenta, Brotdosen, aber auch Dekoartikel aus wertvollen Hölzern.