Wolfurt bekommt ziemlich schweren Kopf

Vorarlberg / 29.10.2020 • 16:12 Uhr
Herbert Albrecht mit dem Modell seines Doppelkopfes.<span class="copyright">MG Wolfurt</span>
Herbert Albrecht mit dem Modell seines Doppelkopfes.MG Wolfurt

Der renommierte Bildhauer Herbert Albrecht schuf stattliche
Bronzeplastik für den Raum zwischen Cubus und Musikschule.

Wolfurt Anfang November wird Wolfurt einen wahrhaft schweren Kopf bekommen. Jedoch nicht vom angestrengten Nachdenken über kommunale Strategien und budgetäre Planungen, vielmehr in Form eines Doppelkopfes im Ausmaß von 3,46 m x 1,64 m x 2,70 Metern. Herbert Albrecht liefert damit seine Auftragsarbeit zu „Kunst im öffentlichen Raum“ ab. Die Bronzeplastik wird den Begegnungsraum zwischen Cubus und Musikschule zieren.

Einer der letzten Steinbildhauer

Herbert Albrecht (93) zählt nicht nur zu den bedeutendsten Bildhauern Österreichs, er ist auch einer der letzten großen Steinbildhauer. Seine Arbeiten sind längst Legende und beredter Ausdruck über die Entwicklung der Bildhauerei. Die menschliche Figur, insbesondere deren Kopf, steht im Mittelpunkt seines Schaffens, ist zentrales Thema in seinem Werk. Albrecht, geboren 1927 in Au im Bregenzerwald, studierte von 1951 bis 1955 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Fritz Wotruba. Seit den 1960er-Jahren lebt und arbeitet er in Wolfurt.

Und in seiner Wohnsitzgemeinde hat er deutliche Spuren hinterlassen. So schuf er etwa für die Pfarrkirche den Volksaltar, Tabernakel und Ambo. Der Wolf vor dem Rathaus ist eines seiner Frühwerke, und die „Stehende“ vor der Mittelschule entstammt ebenso seinen Händen wie der „Kopf als Scheibe“, der den Vorplatz des Cubus ziert.

Köpfe prägen sein Werk

Von der Wolfurter Gemeindevertretung erhielt Albrecht mit einstimmiger Entscheidung den Auftrag für ein weiteres Werk „Kunst im öffentlichen Raum“. Ausgewählt wurde mit ihm gemeinsam eine Plastik, die in Form und Ausdruck im öffentlichen Raum aus jedem Blickwinkel Wirkung entfaltet. Die vom Künstler mit dem Namen „Doppelkopf“ bezeichnete Skulptur reiht sich in eine Reihe von „Köpfen“, die das Werk des Bildhauers prägen. „Irgendwann wurde die Beschäftigung mit Köpfen so etwas wie ein Spiel, die Freude am Formalen. Die zerlegbaren Köpfe bildeten in sich neue Formen, neue Ansichten. Dann, in der jüngeren Zeit, wurden die Köpfe immer strenger, geometrisch, fast schon architektonisch“, so der Künstler.

Vorübergehender Standort

„In Abstimmung mit dem Künstler haben wir als Aufstellungsort einen der beliebtesten Punkte im Ortsgefüge festgelegt“, informiert Kultur- und Bildungsreferentin Vizebürgermeisterin Angelika Moosbrugger. „Im Kultur- und Bildungscampus Strohdorf an der Begegnungszone werden Fußgänger, Rad- und Autofahrer sowie die Wartenden an der Bushaltestelle mit dem Werk konfrontiert.“

Im Zuge der Weiterentwicklung der Gemeinde soll der Doppelkopf in Zukunft jedoch seinen endgültigen Platz im neugestalteten Zentrum von Wolfurt finden.

Im besten Fall „be-greifen“

„Das große Format gibt sich nicht gleich als Kopf zu erkennen, auch dann nicht, wenn die Umsetzung formal genau gleich der eines kleinen Kopfes gelöst ist“, erläutert Herbert Albrecht sein Kunstwerk. „Es ist höchst interessant, Menschen vor diesen Köpfen zu beobachten, vor allem dann, wenn sie die Skulptur zum ersten Mal sehen. Wie überhaupt Besucher bei Ausstellungen manchmal etwas ratlos davor stehen. Aber das ist auch gut so, man soll sich sozusagen herantasten, im besten Fall sogar be-greifen“, ergänzt der Künstler seine Ausführungen. HAPF

Anlässlich seines 90. Geburtstags organisierte der Kulturkreis Wolfurt einen Spaziergang mit Herbert Albrecht. Im Bild: Künstler und Kulturkreis-Vorstand vor dem Albrecht-Kunstwerk beim Cubus.<span class="copyright">Kulturkreis Wolfurt</span>
Anlässlich seines 90. Geburtstags organisierte der Kulturkreis Wolfurt einen Spaziergang mit Herbert Albrecht. Im Bild: Künstler und Kulturkreis-Vorstand vor dem Albrecht-Kunstwerk beim Cubus.Kulturkreis Wolfurt