Aufstand von Eltern gegen Maskenpflicht im Unterricht

Vorarlberg / 10.12.2020 • 14:40 Uhr
Aufstand von Eltern gegen Maskenpflicht im Unterricht
Eine harte Zeit für Schüler und Lehrer: Maskenpflicht im Unterricht. Auch die Eltern leiden mit, manche protestieren dagegen. VN/PAULITSCH

Im Elternverband laufen die Drähte heiß. Aufforderung zur Maskenpflicht „mit Hausverstand“.

Bregenz „Was hier vollzogen wird, steht in keinem Verhältnis zur Realität… Das Fass ist voll, und ich werde wie so viele Eltern nicht mehr ruhen. Das ist eine Schande, was hier passiert.“ Briefe von Eltern mit Inhalten wie diesem erreichen derzeit Bildungsdirektionen, Schulen und Elternverbände. Gemeinsamer Tenor der Mails: Die Maskenpflicht im Unterricht ist nicht zumutbar, sie muss weg.

Briefe von überall

„Briefe, zum Teil mit Standardvorlagen, erreichen uns auch von außerhalb Vorarlbergs. Insgesamt erhielten wir bisher circa 70 Schreiben“ (Anm.: Stand Donnerstagmittag), berichtet die Kommunikationschefin der Bildungsdirektion Vorarlberg, Elisabeth Mettauer-Stubler (36). Laut Mettauer-Stubler bewegen sich die Briefe in ihrer Tonalität zwischen gemäßigt und sehr aggressiv. „Wir mussten damit rechnen, dass es Reaktionen gibt“, kommentiert Mettauer-Stubler die Reaktionen auf die Maskenpflicht in der Sekundarstufe. Sie verweist auf die Möglichkeit, Kinder zu Hause lassen zu dürfen, wenn den Eltern diese Maßnahme unzumutbar erscheint. Jedoch: „Ein Distance-Learning-Programm wird für diese Kinder nicht angeboten. Dazu fehlen die Ressourcen.“ Die Kommunikationsexpertin geht davon aus, dass die Mehrheit der Eltern die Maskenpflicht, wenn auch widerwillig, durchaus mittragen.

„Distance Learning wird für Kinder, die zu Hause bleiben, nicht angeboten.“

Elisabeth Mettauer-Stubler, Kommunikation Bildungsdirektion

Appell an Hausverstand

Mit heftigen Reaktionen auf die Maskenpflicht sind viele Schulen direkt konfrontiert: Schulleiter, aber auch Lehrer. „Es werden viele Kolleginnen und Kollegen mit Vorbehalten gegen die Maske konfrontiert. Das ist nicht einfach für sie, und je nach Heftigkeit des Protests führt das bei den PädagogInnen zu Verunsicherung“, erzählt Willi Witzemann (61), Lehrervertreter im Pflichtschulbereich. Vor allem schwangere Kolleginnen würden diese Verunsicherung immer wieder äußern. Grundsätzlich plädiert Witzemann für eine Anwendung der Maskenpflicht im Unterricht mit Hausverstand. „Das heißt, es muss immer wieder Maskenpausen geben und die Möglichkeit, an die frische Luft zu gehen.“

Aussetzung der Schulpflicht?

Heiß laufen die Drähte auch im Vorarlberger Elternverband. „Telefonate und E-Mails halten uns derzeit auf Trab“, berichtet Pflichtschulelternvertreter Michael Tagger (56). „Es gibt Eltern, die haben Angst um ihre Kinder. Wir versuchen in dieser Situation das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen und kalmierend in Erscheinung zu treten.“

Auch der Elternverband appelliert in einer Aussendung an die Handhabung der Maskenpflicht „mit Hausverstand“, für Atempausen ohne Masken und ausgiebiges Lüften in den Klassenzimmern. In einer Aussendung verweist der Elternverband zudem auf die gesetzliche Möglichkeit, ein gesamtes Unterrichtsjahr zu wiederholen. In Ergänzung dazu will die Elternvertretung sogar eine generelle Aussetzung der Schulpflicht für das laufende Jahr erwirken.