Warum die Geburtenzahlen heuer stagnieren

Viele Paare verschoben den Kinderwunsch aus Sorge wegen Corona.
Schwarzach Coronakrise und Babyboom? Das scheint nicht so ganz zu harmonieren. Die vorläufige Geburtenbilanz nimmt jedenfalls Witzeleien, die diesbezüglich beim ersten Lockdown die Runde gemacht hatten, den Wind aus den Segeln. Die Zahlen stagnieren nämlich. Erfreulich ist allerdings, dass sie wieder deutlich über der 4000er-Marke liegen. Eine Hochrechnung auf Basis der aus den Spitälern bereits vorliegenden Daten ergibt 4324 Geburten. Im vergangenen Jahr wies die Statistik 4326 Geburten aus. Ein bisschen aufpoliert wird das Ergebnis durch 23 Hausgeburten. So viele wurden laut ÖGK-Landesstelle bislang in Vorarlberg abgerechnet. Die Zahl entspricht jener des Vorjahres. Mit Ausnahme von Feldkirch dürfte es auf allen Geburtshilfeabteilungen zu leichten Rückgängen kommen. Besonders hart traf die Coronapandemie das LKH Bludenz, wo ab 20. März keine Geburten mehr möglich waren. Mit hochgerechnet 463 Niederkünften wird es für Bludenz heuer das geburtenschwächste Jahr seit Langem.
Ein guter Start
Dabei begann 2020 für die kleinste Geburtenabteilung im Land sehr erfreulich. In den ersten beiden Monaten gab es im Vergleich zu den Vorjahren deutlich mehr Geburten (49 und 53). Im März folgte mit 28 der große Knick, und im April steht eine glatte Null zu Buche. Die Geburten konzentrierten sich coronabedingt auf die Spitäler in Feldkirch, Bregenz sowie Dornbirn. Ab Mai ging es dann aber wieder kräftig aufwärts. Die Geburtshilfeabteilung im LKH Feldkirch darf sich hingegen freuen. Sie weist mit hochgerechnet 1191 Geburten den seit vielen Jahren besten Wert auf. Bregenz (1228) und Dornbirn (1442) müssen leichte Verluste hinnehmen. Insgesamt ist der Rückgang an Geburten jedoch marginal. Ob der Dezember noch einen Aufschwung bringen kann, bleibt abzuwarten.
Mit 396 Geburten startete das neue Jahr im Jänner kräftig durch. Der zweitstärkste Monat war der August (381), gefolgt vom Oktober (375) und dem Juni (363). Am wenigsten Geburten stehen im Februar (329) in den Geburtsbüchern. Für die Monate November und Dezember fehlen die aktuellen Zahlen noch.
Sommer plus neun Monate
Dass es trotz Lockdown keinen Anstieg der Geburtenzahlen gibt, erklärt Hans Concin, erfahrener Gynäkologe und langjähriger Leiter der Geburtshilfeabteilung im LKH Bregenz so: „Es ist keine Frage, dass ein Lockdown die Nähe fördert. In diesem Fall haben viele Paare ihren Kinderwunsch jedoch aus Sorge wegen Corona ganz bewusst zurückgestellt.“ Die Bedrohung durch ein Virus sei eine andere Sache als die oft ins Spiel gebrachten Stromausfälle in New York, merkt Concin an. Persönlich gibt er Paaren ab dem Sommer grünes Licht für Nachwuchs: „Sommer plus neun Monate, dann ist der Spuk vorbei“, zeigt sich der Vorsorgemediziner überzeugt.