Sulzberger Heimleiter angezeigt und vom Dienst suspendiert

Land und Gemeinde versprechen umfängliche Aufklärung der Corona-Affäre.
Sulzberg Wegen gravierender Mängel bei der Einhaltung der Covid-Schutzmaßnahmen wurde der Leiter des Altenwohnheims in Sulzberg suspendiert. Ihm wird vorgeworfen, trotz eines positiven Coronatests die Quarantänepflicht nicht eingehalten zu haben. „Er wurde bei Spaziergängen und sogar im Heim gesehen“, bestätigte Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker auf VN-Nachfrage. Eine behördliche Anzeige brachte schließlich den Fall während der Weihnachtsfeiertage ins Rollen. Das Land wurde am Sonntag informiert. Gleichzeitig tagte in Sulzberg der Gemeindevorstand und beschloss in Abstimmung mit den ermittelnden Landesdienststellen, den Heimleiter mit sofortiger Wirkung vom Dienst zu entheben.
Außerdem sind fünf betagte Bewohner des Heims verstorben. Einen Zusammenhang mit Covid gibt es laut Bürgermeister Lukas Schrattenhaler nicht. Tests, die im Nachhinein durchgeführt wurden, seien negativ ausgefallen, aber: „Natürlich ist die Optik äußerst schief“, räumt er im VN-Gespräch ein. Inzwischen hat die Pflegeaufsicht des Landes eine Prüfung des Sachverhalts in die Wege geleitet. Zudem werden alle Bewohner und Mitarbeitenden durchgetestet. „Wir wollen sichergehen“, sagte Wiesflecker. Weiters wurde mit Ulrike Bell vom Pflegeheim in Au eine interimistische Leiterin bestellt. Damit soll ein ordentlicher Heimbetrieb gewährleistet sein. „Darüber sind wir sehr froh“, sagt Lukas Schrattenthaler.
Vorläufiger Aufnahmestopp
Die Gemeinde hat einen vorläufigen Aufnahmestopp verfügt. „Jetzt soll zuerst einmal wieder Ruhe einkehren“, begründet der Bürgermeister, der am Montag die Beschäftigten des Altenwohnheims informierte. „Sie waren vor den Kopf gestoßen“, spricht Schrattenthaler von einer sehr emotionalen Stimmung. „25 Jahre lang hat er unser Altenwohnheim souverän und zur besten Zufriedenheit für die Gemeinde geführt“, berichtet Lukas Schrattenthaler hörbar aufgewühlt. Es habe keinen Moment gegen, an seinem hohen Verantwortungsbewusstsein und seiner Einsatzbereitschaft zu zweifeln. „Es ist sein Verdienst, dass das Heim über die Gemeindegrenzen hinaus für die Qualität der Arbeit bekannt ist.“ 2012 konnte der Heimleiter dafür sogar eine Auszeichnung in Empfang nehmen. Nun muss er sich Ermittlungen stellen, weil er Bewohner, Personal und Besucher mit seinem Verhalten in Gefahr gebracht und sich über dienstliche Weisungen hinweggesetzt haben soll.
Aufklärung zugesichert
Nach den Vorwürfen habe kein Weg an einer Suspendierung vorbeigeführt, bekräftigt Wiesflecker. Es gelte, die Anschuldigungen sauber aufzuarbeiten. „Wir werden die laufenden Ermittlungs- und Überprüfungsverfahren bestmöglich unterstützen.“ Sollten sich die Anschuldigungen gegen den bisherigen Heimleiter erhärten, seien diese nicht zu entschuldigen, stellte die Soziallandesrätin klar, und Bürgermeister Schrattenthaler fügt an: „Die Situation ist für alle in der Gemeinde eine große Belastung, die es jedoch im Sinn und zum Wohle der Heimbewohnenden, aller Mitarbeitenden und der Angehörigen vollumfänglich aufzuarbeiten gilt.“