Entlarvende Affäre
Die Plagiatsaffäre um Ex-Ministerin Christine Aschbacher ist auf mehreren Ebenen verstörend und entlarvend zugleich.
Von der mangelnden Wissenschaftlichkeit der Dissertation einmal abgesehen, würden sich nicht einmal durchschnittliche Schüler trauen, ihren Lehrern so etwas vorzulegen. Wer also tut sowas? Wer lässt das durchgehen? Wer zieht die Konsequenzen? Das sind nicht nur relevante Fragen für die Wissenschaft, sondern auch für die Politik.
Aschbachers Rücktritt war alternativlos. Jede Politikerin und jeder Politiker sollte eine Portion Gewissenhaftigkeit, Genauigkeit und Demut besitzen. Ebenso das Feingefühl, dass es nicht der klügste Schachzug ist, als Arbeitsministerin inmitten dieser Krise das Studium zu beenden. Und schon gar nicht mit einer solchen Dissertation.
Es ist Sinnbild einer Politik, die uns seit Jahren begleitet. Ein wenig an der Oberfläche kratzen, das Image polieren und ungeachtet des Ergebnisses zur nächsten Baustelle übergehen. Das ist substanzlos und überheblich.
Die Ministerin hat die erste Konsequenz gezogen. Ihr Plagiat ist aber nicht das eigentliche Problem. Es ist nicht der einzige Missstand und schon gar nicht die einzige Panne dieser Bundesregierung. Zum Beispiel: schleppende Finanzhilfen, Impfchaos, inkonsistente Teststrategie, Behördenversagen vor dem Terroranschlag … Es läuft vieles nicht rund.
Bislang haben sich aber nur zwei Personen getraut, den Hut zu nehmen. Eine wegen ihrer mangelhaften Dissertation. Eine – Ulrike Lunacek – wegen des Protests Kulturschaffender. Waren das wirklich die größten Verfehlungen seit Jänner 2020? Wohl kaum.
Birgit Entner-Gerhold
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