Jetzt dürfen auch die Sonderschulen zusperren

Aber sie müssen nicht. Es herrscht Wahlfreiheit. Betreuung muss angeboten werden.
Bregenz, Lustenau Die Meldung kam überraschend, wie so vieles in Zeiten von Corona. Am Freitagvormittag gab Bildungsminister Heinz Faßman (65, ÖVP) bekannt, dass ab Montag auch Sonderschulen grundsätzlich in den Fernunterricht wechseln. Grundsätzlich deswegen, weil Schulleitung oder Bildungsdirektion sich alternativ für den wie bisher praktizierten Präsenzunterricht einzelner Klassen oder der ganzen Schule entscheiden können. Das sieht eine am Freitag erlassene Verordnung von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) vor.
Wenn sich die Schule für das Distance Learning entscheidet, muss sie freilich Betreuungsmöglichkeiten für jene Kinder anbieten, deren Eltern diese Betreuung aus nachvollziehbaren Gründen in Anspruch nehmen wollen.
Immer wieder hatten in der jüngsten Vergangenheit Lehrervertreter eine Benachteilung der Sonderschulpädagogen insofern beklagt, als dass diese zwingend Präsenzunterricht halten müssen, die Lehrer anderer Schulen hingegen die Möglichkeit des Fernunterrichts haben.
Aufwand bleibt gleich
„Der Druck wegen dieser Ungleichbehandlung ist wohl zu groß geworden. Deswegen hat man das jetzt verfügt“, mutmaßt Christian Kompatscher, Inspektor für sonderpädagogische Einrichtungen in der Bildungsdirektion Vorarlberg. „Ich wurde von dieser Veordnung überrascht“, ergänzt er. Es hätten sich bei ihm einige Direktoren gemeldet und dabei ihre Bereitschaft kundgetan, in der bisherigen Form weiterzumachen. „Es würde sich vom Aufwand her wohl kaum etwas verändern, wenn dann viele Eltern ihre Kinder zur Betreuung in die Schule schicken“, betont Kompatscher.
„Eltern können damit umgehen“
Anders beurteilt Simone Grabner-Vogel, Direktorin des Sonderpädagogischen Zentrums in Lustenau, die Situation für ihre Schule und ihre Lehrer. „Wir finden die Möglichkeit zur Wahlfreiheit gut und haben uns an unserer Bildungsstätte dafür entschieden, die Schule für den Präsenzunterricht zu schließen. „Ich fand es immer schon fahrlässig, wie wir Sonderschulpädagogen im Alltag agiert haben. Bei uns finden körpernahe Kontakte mit den Schülern viel eher statt. Man hat uns beim Beschluss für den Lockdown mit uns als Ausnahme vor vollendete Tatsachen gestellt. Das wurde jetzt korrigiert.“
Grabner-Vogel ist auch überzeugt davon, dass die Entscheidung der Schule auch auf die Zustimmung der Eltern trifft. „Bis jetzt haben sich bei mir nur zwei Elternteile wegen Betreuung gemeldet. Ich habe das Gefühl, dass die Eltern unserer Schule mit dieser Situation gut umgehen können.“
Es gehe schließlich nur um zwei Wochen, in denen die Schule geschlossen sei. „Etwas anderes wäre es, wenn die Türen länger zu wären, so wie das in den anderen Schulen der Fall ist“, fügt Grabner-Vogel an.
1600 Sonderschüler
Im Sonderpädagogischen Zentrum Lustenau werden insgesamt 60 Kinder und Jugendliche von 24 PädagogInnen unterrichtet. Die Schüler sind zwischen 6 und 18 Jahre alt.
Insgesamt gibt es in Vorarlberg 1600 Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Bedarf. 600 von ihnen werden in einem der 17 Sonderpädagogischen Zentren des Landes unterrichtet, die anderen sind in Integrationsklassen untergebracht.