300.000 Menschen auf engem Raum

EU zählt Rheintal zur einzigen städtischen Region in Österreich neben Wien und Innsbruck.
SCHWARZACH Auf den ersten Blick mag die Zuordnung überraschen: In einer Untergliederung von Regionen wird der Nordwesten Vorarlbergs, der als Rheintal-Bodenseegebiet bezeichnet wird, von der Europäischen Kommission zur einzigen überwiegend städtischen Region Österreichs neben Wien (mit nördlichem Umland) und Innsbruck gezählt. Ansonsten überwiegen ländliche Regionen mit ein paar intermediären Inseln wie Graz, Linz oder Salzburg.
„Das ist eigentlich schon verwunderlich“, bestätigt der Raumplaner Arthur Kanonier, der in Dornbirn geboren wurde und an der Technischen Universität in Wien lehrt, also beide Welten kennt: „Unter einem städtischen Raum hat man etwas andere Vorstellungen.“ Wenig Grün, hohe Häuser, vielspurige Straßen und einen größeren Flughafen findet man eher in Graz, Linz oder Salzburg als im Rheintal.

Bei der Zuordnung der EU-Kommission liegt jedoch kein Irrtum vor, wie man bei der Statistik Austria bestätigt: Sie hängt im Wesentlichen mit der Bevölkerungsdichte im gewählten Raum zusammen. Das passt zusammen. Auf einer Website von Städtebund und Zentrum für Verwaltungsforschung werden abweichende Grenzen gezogen. Hier wird Bregenz-Dornbirn-Feldkirch zu einer Stadtregion erklärt, in der immerhin 300.000 Menschen leben. Auch das gibt es nicht oft vom Boden- bis zum Neusiedlersee. Mehr Einwohner haben nur die Stadtregionen Salzburg (343.233), Graz (485.000), Linz (493.000) und natürlich Wien, das mit seinem unmittelbaren Umland auf 2,7 Millionen kommt. Innsbruck und Umgebung haben 291.000 Einwohner.
Stadt ohne Namen
„Wer vom Pfänder oder der Hohen Kugel auf das Rheintal runter schaut, wundert sich nicht, dass vor allem das Unterland als städtische Region klassifiziert wird“, meint der Wohnbauexperte Wolfgang Amann: „Viele der Dörfer sind zusammengewachsen. Vorarlberg hat in den letzten 70 Jahren enorm an Bevölkerung zugelegt. Und wegen der Berge konzentriert sich das Wachstum auf das Rheintal. Es ist aber nicht nur das. Eine Stadt ist durch viele Arbeitsplätze, soziale Infrastruktur, Kultur und integrierten öffentlichen Verkehr gekennzeichnet. All das trifft auf das Rheintal zu.“ Nachsatz: „Etwas scherzhaft könnte man den Vorarlbergern empfehlen, sich langsam Gedanken über einen Namen für die neu entstandene Stadt zu machen.“
Arthur Kanonier sieht auch einen ernst gemeinten Arbeitsauftrag: Wenn man städtisch-urban sei, habe das einerseits positive Seiten, bringe andererseits aber auch Probleme mit sich, gerade in einer Region, in der viele Gemeinden ineinander übergehen, aber eigenständig geblieben sind. Straßen, Schulen, Spitäler, Einkaufszentren und viele andere Angebote müssten immer weiter ausgebaut werden. „Hier wäre es notwendig, sich noch besser abzustimmen, hier gibt es sicher Aufholbedarf.“
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.