Wie zwei Kellner Kollegen und Gäste betrogen haben sollen

„Herr Ober, bitte!“, heißt es derzeit am Bezirksgericht Bregenz.
Bregenz Nomen est omen: So haben in Zeiten von Corona bekanntlich auch die Gastronomen mit überaus schlechten Zeiten zu kämpfen. In einem Restaurant im Vorarlberger Unterland sah sich das Servicepersonal allerdings auch schon vor der Pandemie mit einem mysteriösen Geldschwund konfrontiert. Während einer ganzen Sommersaison schien mit der Kasse etwas faul zu sein.
Manipulation mit dem Orderman
Alsbald gerieten zwei Kellner in den Fokus des Verdachts ihrer Kollegen. Im Mittelpunkt stand dabei ein Schwindel mit dem Orderman. Dabei handelt es sich um ein spezielles elektronisches Gerät im Handyformat, mit dem Bestellungen an den Tischen aufgenommen und die Rechnungen boniert werden und das in Verbindung mit dem Kassensystem steht.
Irgendwie soll es den beiden Verdächtigen gelungen sein, sich in die Codes der Ordermans ihrer Kollegen einzuloggen und dabei deren Trinkgelder in ihre eigenen Taschen zu spielen. Diese Verdächtigen, es handelt sich um zwei Kellner im Alter von 30 und 47 Jahren, stehen nun wegen „betrügerischem Datenverarbeitungsmissbrauch“ vor Richter Christian Röthlin am Bezirksgericht Bregenz.
„Eingespieltes Team“
Kolportiert wird eine geschätzte Schadenssumme in der Höhe von mehr als 4000 Euro. Das mag nicht verwundern, bedeutet doch gerade die Sommersaison auf der Restaurant-Terrasse bisweilen einen Segen an Trinkgeldern. „Bis zu 150 Euro kommen da täglich zusammen, und die gingen mir plötzlich ab“ ärgert sich eine Kollegin der Beschuldigten als Zeugin und bekräftigt den Verdacht: „Die beiden sind erfahrene Kellner und ein eingespieltes Team. Und es passierte immer dann, wenn sie gemeinsam im Dienst waren.“
Eine geplatzte Einigung
Als die Sache damals schließlich ruchbar wurde, berief die Restaurant-Chefität eine kurzfristige Sitzung des Personals ein. Sie bot dem verdächtigen Duo dabei an, die Schadenssumme rückzuerstatten und einvernehmlich zu kündigen. Ansonsten fristlose Entlassung. Doch die Beschuldigten bleiben auch vor Gericht dabei: „Wir sind unschuldig und konsultierten am Tag darauf einen Anwalt.“
Während der Gerichtsverhandlung kommen noch mehr angebliche Schindluder ans Licht, die die Angeklagten getrieben hätten. Etwa Gratiskaffee von der Personalkantine den Gästen serviert zu haben. Auch hätten sie leere Mineralwasserflaschen mit Leitungswasser aufgefüllt und sie an den Tischen verkauft.
Doch insbesonders der vorgeworfene Betrug bezüglich des Orderman-Datenmissbrauchs ist von äußerst komplizierter Natur und die Beweislage schwierig. Richter Röthlin vertagt die Verhandlung, da der eifrige Anwalt des Beschuldigten noch mehr Zeugen einvernehmen und unter anderem auch die Diensteinteilungen während des Tatzeitraums konkret ausforsten will.
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