Wie die Chancen für den Sommerurlaub stehen

Sehnsucht nach Strand ist groß, die Unsicherheit auch.
Schwarzach Sommer, Sonne, Strand. In Zeiten der Pandemie ist die Sehnsucht nach Urlaubsvergnügen groß. Wie groß, zeigte sich etwa in Großbritannien, nachdem Premierminister Boris Johnson seine Pläne für einen schrittweisen Ausstieg aus dem Lockdown verkündete. Das Interesse an Urlaubsbuchungen stieg sprunghaft, wie britische Reiseanbieter berichteten. Die Flugbuchungen nahmen deutlich zu.
Auch in Vorarlberg verzeichnen Reiseveranstalter eine gestiegene Nachfrage. Besonders hoch im Kurs stehen klassische Destinationen wie Spanien, Griechenland und Italien. „Die Anfragen sind gewaltig, es ist ein Wahnsinn“, erzählt Patrick Moosmann, Geschäftsführer von Sunshine Tours und 5 vor 12 Reisen. Die Menschen könnten es kaum erwarten, in die Ferne zu fahren. Was die tatsächlichen Buchungen angeht, herrsche aber noch Zurückhaltung. Das dürfte sich ändern, sobald Klarheit darüber besteht, wann und unter welchen Umständen die Saison beginnen könne, sagt Moosmann. Noch befinde sich die Branche in der Warteposition. „Was den Sommer angeht, sind wir aber schon optimistisch.“
Verspätete Saison
Michael Nachbaur, Chef von Nachbaur Reisen und High Life geht derzeit von einem verspäteten Saisonstart aus, möglicherweise Ende Mai, Anfang Juni. Beliebte Destinationen wie Sardinien oder die Balearen entwickelten sich jedenfalls mustergültig, was die Corona-Fallzahlen angeht, berichtet der Reisexperte. „In den Regionen macht sich Zuversicht breit, was den Sommer angeht.“
Laut einer im Jänner veröffentlichten Umfrage des Corps Touristique in Österreich planen 78 Prozent von über 1600 Befragten heuer eine private Reise, mehr als die Hälfte davon möchte ins Ausland. Doch die Unsicherheit ist groß. Fast 50 Prozent wollen nur buchen, wenn sie die Sicherheit haben, ihr Geld im Falle einer Stornierung zurückzubekommen. Mehr als ein Drittel will die Buchung an geringe Infektionszahlen im Urlaubsland knüpfen. Über ein Viertel möchte näher gelegene Reiseziele auswählen, die gut erreichbar sind und von wo man schnell wieder nach Hause kommt. Flexibilität sei den Menschen wichtig, bestätigt Moosmann. Die Branche reagiere darauf. Auch Nachbaur betont: „Wir und andere Reiseveranstalter versuchen den Menschen mit kostenlosen Stornomöglichkeiten entgegenzukommen.“
Debatte um grünen Pass
Auch in der Europäischen Union wird vermehrt übers Urlauben gesprochen. Österreich macht sich für einen grünen Pass nach dem Vorbild Israels für Geimpfte, Genesene und Getestete stark. Damit könnten auch Reisen in Europa wieder möglich sein, so die Hoffnung. Die EU-Staaten sprachen sich dafür aus, das Projekt voranzutreiben. Wie es genau funktionieren wird, ist derzeit aber unklar. Die Reisebranche könne erst durchstarten, wenn die Quarantänemaßnahmen fallen, bekräftigt Nachbaur. Bei Tests sehe es anders aus: Schon jetzt zeige sich, dass die meisten Menschen kein Problem damit hätten, vor dem Abflug in ein anderes Land einen Antigentest zu machen. „Was wir auf jeden Fall merken: Der Urlaub hat für die Menschen hohe Priorität. Die Sehnsucht nach dem Meer ist enorm. Für viele ist das der Inbegriff der Lösung für die Zeit nach Corona.“
Spanien
In Spanien entspannt sich die Coronasituation deutlich. Die Neuinfektionen sind seit Ende Jänner im Zuge strenger Einschränkungen der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit der rund 47 Millionen Einwohner konstant rückläufig. In Urlaubsregionen wie den Balearen oder den Kanaren ist der Rückgang besonders deutlich. Trotzdem gilt vielerorts ein strenger Lockdown. Mehrere „Comunidades Autónomas“ sind abgeriegelt, ohne triftigen Grund darf man weder aus- noch einreisen. Auf der Urlaubsinsel Mallorca sind derzeit noch alle Restaurants, Cafés und Bars geschlossen. Die Maßnahme dauert mindestens bis Montag. Berichten zufolge erwägt die Regionalregierung aber eine vorsichtige Öffnung.
Griechenland
Was die Zahl der Neuinfektionen angeht, ist Griechenland mit seinen rund elf Millionen Einwohnern im europäischen Vergleich recht gut aufgestellt. Es besteht aber die Sorge, dass eine dritte Welle das Gesundheitssystem des Landes stark belasten könnte. Seit November gelten in Regionen mit hohen Corona-Zahlen viele Einschränkungen, aktuell zum Beispiel im Großraum Athen. Ursprünglich war eine Lockerung am Monatsende geplant. Die Regierung sagte diese angesichts nach wie vor hoher Corona am Freitag aber wieder ab. Reisen innerhalb Griechenlands sind nur mit einem triftigen Grund gestattet.
Italien
Die Regierung setzt auf lokale Beschränkungen nach einem Ampelsystem, und will auch weiterhin daran festhalten. Die Gebiete werden in Risikogruppen abgestuft. Je nach Farbe gelten unterschiedliche Regeln. Zuletzt hat sich die Coronasituation wieder etwas verschlechtert. Als Infektionsschwerpunkte gelten beispielsweise Südtirol, die Gebiete um Perugia (Umbrien) und Brescia (Lombardei). Sie befinden sich zum Teil im Lockdown. In dem 60-Millionen-Einwohner-Land ist außerdem ein strenges Reiseverbot zwischen den Regionen in Kraft. Die Anti-Corona-Regeln, inklusive der Einschränkung der Reisefreiheit im Inland, dürften über Ostern hinaus verlängert werden.