Fast umgebracht – wie „Hertschi“ die Verhaftung seines Peinigers nach 18 Jahren aufnimmt

Heribert Pauritsch wurde vor einem Imbissstand in Gaißau brutalst überfallen und ausgeraubt.
Gaißau „Hertschi“ nennen ihn Familie und Freunde, den 61-jährigen Höchster Heribert Pauritsch. Ein sympathischer Typ mit einer gewinnenden Art, der in stimmiger Gesellschaft gerne einmal eine Runde spendiert. Das tat der Inhaber einer Verputz-Firma auch am 18. Juni im Jahre 2003. Er befand sich in seiner Lieblingsbeiz, Herbert’s Imbissstube in Gaißau. Als er zahlen wollte, fand er seine Geldtasche nicht. So zog er ein Bündel Banknoten, 3000 Euro, aus seiner Arbeitshose. Geld, das er soeben von einer Kundschaft bar erhalten hatte.
Als Pauritsch gegen 23 Uhr zu seinem Auto trat, sich nach vorne beugte, um seine Geldtasche zu suchen, passierte es. Ein Unbekannter, der sich vorher im Lokal befand und von den Banknoten Kenntnis nahm, schlug ihm mit voller Wucht eine Bierflasche mehrmals über den Kopf, raubte ihm das Geld. Im Zuge der darauffolgenden Auseinandersetzung schlug er ihm mit einem Vierkantholz fast den Unterschenkel ab. „Hertschi“ verlor das Bewusstsein, das Blut pumpte in Bächen aus seinem schwer verletzten Bein. „Wäre ich fünf Minuten später gefunden worden, wäre ich verblutet“, weiß er mit Bestimmtheit.
„Wäre ich fünf Minuten später gefunden worden, wäre ich an dieser Stelle verblutet.“
Heribert Pauritsch, Überfallsopfer von Gaißau
Bei Aktenzeichen XY
Der Fall erregte damals großes Aufsehen. Die Fahndung lief auf Hochtouren, zumal ein Foto des mutmaßlichen Täters existierte, das diesen beim Grenzübergang per Fahrrad in die Schweiz zeigte. Das Verbrechen wurde sogar in der Fernsehsendung Aktenzeichen XY ungelöst gezeigt. Jetzt, fast 18 Jahre später, haben die Ermittler dank verfeinerter DNA-Analyse den Täter in Frankreich geschnappt: einen heute 62-jährigen, unsteten Innerösterreicher.
Nichts vergessen
Heribert Pauritsch verspürt darüber zwar Genugtuung, aber keine Euphorie. „Wenn sie ihn nicht erwischt hätten, dann wär’s halt so gewesen. Ich hab das Gott sei Dank gut überwunden. Zu holen gibt’s bei dem sicher nichts“, meint der dreifache Familienvater lapidar. Dass es an Gefängnisjahren im Gericht bei seinem Peiniger zweistellig wird, glaubt und hofft Pauritsch allerdings schon.

Am Tatort kommt das vor fast 18 Jahren Geschehene noch einmal hoch. „Hertschi“ spielt die für ihn schrecklichen Szenen nach, erinnert sich an jedes Detail. Er weiß genau, wo er damals lag, als man ihn endlich fand und ins Krankenhaus brachte.
Stammgast geblieben
Zur Verhandlung ins Landesgericht Feldkirch will Pauritsch nicht kommen. „Was soll ich da? Der Typ würde mich nur wütend machen und ich würde einen Arbeitstag verlieren.“ Traumatisiert sei er glücklicherweise nie gewesen. „Ich habe nie schlecht geträumt und später auch nie Angstzustände gehabt. Auch die Verletzungen sind wunderbar verheilt. Ich spüre nichts mehr, nicht einmal einen Wetterumschwung.“
Nie vergessen wird Heribert Pauritsch jedoch die fürchterlichen Schmerzen, die er damals fast acht Monate lang hatte. „Ich konnte nächtelang nicht schlafen, es war grauenhaft. Nur dank tatkräftiger Hilfe von Freunden und vor allem meiner Frau, konnte ich meine Firma über Wasser halten. Ich selber war zur Untätigkeit verdammt.“
In der Imbissstube ist er nach wie vor Stammgast. Auch sein Humor und seine Großzügigkeit sind ihm geblieben. „Hertschi“ hat sich nie unterkriegen lassen.