„Ich weiß vorher nie, wie das Bild aussehen soll“

Malerin, Objektkünstlerin und Grafikerin May-Britt Nyberg Chromy über Möwen und warum Kinder sich mit Kunst befassen sollten.
Feldkirch Im Schauraum ZollART in Koblach kann man aktuell die Ausstellung „Konferenz der Möwen“ besuchen. Die Künstlerin May-Britt Nyberg Chromy hat unterschiedlichste Arten von Papiermaschee-Möwen in ihrer Ausstellung versammelt, um so auf den Klimawandel und die damit verbundenen Phänomene hinzuweisen. Das Spektrum reicht von der Lachmöwe über die Schwarzkopfmöwe bis hin zur Silbermöwe. Letztlich ist die Möwen-Installation von Nyberg Chromy, die von einem weithin hörbaren Möwengeschrei-Soundcluster begleitet wird, auch eine Referenz an ihre ursprüngliche Heimat Dänemark, wo sie an einem Fjord aufgewachsen ist. In der Ausstellung spielt die 55-Jährige auf den Klimawandel an, der auch bewirkt, dass Pflanzen- und Tierarten unvermutet in fremden Lebensräumen wahrgenommen werden.
Beeindruckender Start
Die dänisch-österreichische Künstlerin hat in ihrer Heimat an der „school of design“ studiert. Nach Abschluss des Studiums ist sie sofort zu ihrem Vater, dem Fotografie-Künstler Nikolaus Walter, nach Feldkirch gezogen. Sie machte ein Praktikum an der Hundertwasser-Textilfabrik bei Ruben Aubrecht in Zwischenwasser. „Ich durfte englische Unterwäsche designen, das war für mich sehr lehrreich“, erinnert sich die Künstlerin. Kommenden Herbst stellt sie übrigens gemeinsam mit ihrem Vater in Batschuns aus. Als dann ihr erstes Kind zur Welt kam, begann sie wieder zu malen. „Ich habe mich ausgetobt mit allem, was ich im Studium gelernt hatte, habe gezeichnet, gemalt, gedruckt. Dann habe ich meine Bilder im Hotel Montfort ausgestellt, durch Mundpropaganda folgten andere Hotels und so begann ich zu verkaufen“, erinnert sich Chromy.
Kreativität als Lebensform
Wenn die Künstlerin malt oder druckt, braucht sie absolute Stille und muss allein sein, um die Konzentration zu erlangen, die sie für ihre Arbeit benötigt. „Meine Bilder sind Acryl auf Leinwand, sehr mehrschichtig. Ich weiß vorher nie, wie ein Bild ausschauen soll. Ich habe die weiße Leinwand, suche Komplementärfarben für den Hintergrund und entwickle das Bild“, erklärt Chromy. Ihre Objekte macht sie zu Hause, denn dabei müsse sie nicht so viel denken. „Ich mache gerne bei thematisierten Ausstellungen mit, bei denen ich mich an ein vorgegebenes Thema halten muss. Dann macht es mir großen Spaß, Kreativität völlig auszuschöpfen. Kreativ sein bedeutet Lösungen suchen und finden, aus dem Nichts etwas herausragend Künstlerisches zu machen“, erklärt die Künstlerin.
Vor zehn Jahren hat sie an der Musikschule Feldkirch einen eigenen Kunstzweig für Kinder aufgebaut, besucht mit ihnen Ausstellungen, malt und lässt sie ihre Kreativität ausleben. Zu ihrem Bedauern ist Feldkirch die einzige Musikschule, die das anbietet. „Ich möchte nicht, dass Kunst für Kinder eine Hemmschwelle ist, denn so wird es als Erwachsener auch sein. Man muss sich davor nicht fürchten. Man kann sich irritieren und provozieren lassen oder einfach schöne Eindrücke mit nach Hause nehmen.“ YAS

