Stundenlanger Stau bei Ausreise aus dem Leiblachtal

An den Kontrollpunkten rund ums Leiblachtal kollabierte der Verkehr am ersten Vormittag der Ausreisekontrollen.
Lochau Der Donnerstag begann für viele Leiblachtaler vor allem mit Wut und Aufregung. “Meine Lebensgefährtin stand über zweidreiviertel Stunden vor dem Pfändertunnel”, klagt eine Hörbranzerin gegenüber den VN. “Ein einzelner Polizist war dort am kontrollieren.” Es sei eine Unverschämtheit, sie spricht von chaotischen Zuständen rund um dem Autobahnanschluss. Ein anderer Hörbranzer berichtet, dass er für die knapp zwei Kilometer von der Baumschule Nemetz zum Autobahnanschluss beinahe drei Stunden benötigte, nachdem er um sechs Uhr aufbrach. Nicht besser sei die Situation an der Klause. Hier berichten Einheimische ebenfalls von stundenlangem Rückstau. Da die Pipeline gesperrt ist, würden viele Radfahrer auf die Straße ausweichen und sich durch den stehenden Verkehr schlängeln, es käme hier auch zu gefährlichen Szenen aufgrund des Gegenverkehrs.

Gegen Mittag hin nahm das Verkehrsaufkommen ab, während die Zahl der Kontrolleure spürbar zunahm. Es kam daraufhin nur noch zu überschaubaren Verzögerungen. Damit war das Leiblachtal am Donnerstag ein Tal der Pendler, die alle erst nach Stunden an ihren Arbeitsplätzen erscheinen konnten.
Züge halten für Arbeitsverkehr
Am Donnerstag war es nicht möglich, per Zug von Lochau nach Bregenz zu fahren. Ab Freitag soll sich dies nun doch ändern, wie am Abend bekannt wurde. So werden zwischen 06.04 und 10.04 Uhr Regionalzüge mit Fahrtrichtung Bregenz (S-Bahn und REX) in Lochau halten. Eine Mitnahme von Fahrrädern sei nicht möglich, kontrolliert wird im Zug durch das Personal der ÖBB, des Verkehrsverbundes und dem Bundesheer.



Die Verkehrssituation vom Vormittag ruft auch die Gemeindepolitik aufs Parkett. “Wir haben grundsätzlich Verständnis für die getroffenen Schutzmaßnahmen. Allerdings sollten die Rahmenbedingungen möglichst verträglich für die Bevölkerung gestaltet sein“, erklärt Karl-Heinz Lau von der FPÖ Lochau. Zusätzliche Kontrollpunkte bei der Pipeline und am Bahnhof könnten Abhilfe leisten, vermutet er.


Wut auch im Gewerbe
Neben den Pendlern steht auch der gesamte Güterverkehr. Patrick Deuring von der Hörbranzer Chemiegroßhändler Deuring GmbH warnt vor Betriebsstillständen, da die notwendigen Rohstoffe das Leiblachtal nicht verlassen können. “Wir sorgen mit Säuren, Laugen und Lösungsmittel seit über 100 Jahren dafür, dass die Industrie Vorarlbergs rennt”, erklärt er gegenüber den VN. “Aber solch ein Chaos hatten wir noch nie.” Am Donnerstag habe der erste Lkw um 07.30 Uhr das Gelände verlassen, die Kontrollstelle passierte er jedoch erst um 10 Uhr. Man habe natürlich Verständnis für die Maßnahmen, hier brauche es jedoch eine Lösung. “Dieser Zustand ist im Warenverkehr nicht hinnehmbar”, mahnt Deuring in einem offenen Brief an die Landesregierung. Denkbar wäre eine Aufspaltung von Personen- und Warenverkehr auf verschiedene Kontrollposten.
Polizei bittet nur um notwendige Fahrten
Dabei sei die Kontrolle selbst innerhalb von Sekunden abgeschlossen, bestätigen Betroffene. Wenig hilfreich dürfte aber sein, dass an jedem Kontrollposten nur eine Fahrspur zur Verfügung steht. “Die Polizei tut, was sie mit dem ihr zur Verfügung stehenden Personal geht”, betont die Landespolizeidirektion Vorarlberg. Auch das Bundesheer habe man zum Assistenzeinsatz angefordert. Ganz vermeiden lassen sich die Verzögerungen nicht. Ein nicht unbedeutender Teil der Verzögerungen gehe jedoch auf schlecht vorbereitete Autofahrer zurück. So müssten viele ihre Tests erst suchen, teilweise im gesamten Auto. Die Polizei appelliert daher an alle Leiblachtaler, ihre Bestätigung des negativen Testergebnisses bereits vor der Kontrolle griffbereit zu haben. Zudem sollten Fahrten, die nicht unbedingt notwendig sind, vermieden werden.


Betroffen von den Ausreisekontrollen sind die Gemeinden Eichenberg, Hohenweiler, Hörbranz, Lochau und Möggers. Lochau Tannenbach ist hingegen von den Reisebeschränkungen ausgenommen.
Aufbau des Kontrollpostens am Mittwoch
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