Warum jetzt auch in Österreich Sputnik V ein Thema wird

Vorarlberg / 31.03.2021 • 05:30 Uhr
Warum jetzt auch in Österreich Sputnik V ein Thema wird
San Marino setzt bei der Pandemiebekämpfung ebenfalls auf den russischen Impfstoff. REUTERS

Bund verhandelt mit Russland, in Vorarlberg herrscht Skepsis.

Wien, Bregenz Österreich verhandelt derzeit mit Russland über die Lieferung von einer Million Dosen des Corona-Impfstoffes Sputnik V. Man wolle aktuell alle Möglichkeiten prüfen, um zu mehr Impfstoff zu kommen, erklärt Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Dienstag. Ob Sputnik V – ähnlich wie in Ungarn – auch ohne Zulassung der Europäischen Arzneimitteagentur (EMA) verimpft werden könnte, beantwortet sein Ressort auf VN-Anfrage aber nicht. Wichtig sei, dass der Impfstoff wirksam und sicher ist, hieß es. Man beobachte den Fortschritt des Zulassungsverfahrens auf EU-Ebene und tausche sich gleichzeitig mit Experten in Österreich aus.

Skepsis in Vorarlberg

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hält die Verwendung eines Impfstoffs ohne Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur für kritisch. „Dann müsste das Nationale Impfgremium schon sehr klar sagen, dass es den Impfstoff auch ohne Zulassung empfehlen würde“, erklärt Wallner. Immerhin handle es sich bei der europäischen Zulassung um ein verhältnismäßig strenges Verfahren. „Erstens Zulassung durch die EMA und zweitens Empfehlung durch das Nationale Impfgremium“, listet er die beiden Voraussetzungen auf, unter denen Impfstoffe bislang Anwendung gefunden haben. „Wenn man da jetzt einen anderen Weg einschlägt, muss man den gut begründen. Einfach nur so geht es nicht. Das Risiko muss deutlich überschaubar sein“, betont Markus Wallner.

Dozent Axel Mündlein, Leiter des Molekularbiologischen Instituts des Vivit in Dornbirn, will den Sputnik V nicht beurteilen, meint aber, dass er sicher nicht besser oder schlechter ist wie etwa das Vakzin von AstraZeneca und gleich gut wie jenes von Johnson & Johnson. „Derzeit gibt es aber ohnehin keine erste und zweite, sondern nur eine erste Wahl“, spielt Mündlein auf den weiterhin existierenden Impfstoffmangel an.

„Keine Scheuklappen“

Die EMA hat indes bereits ein sogenanntes rollierendes Verfahren zu Sputnik V gestartet. Die notwendigen Daten werden dabei sukzessive eingereicht und geprüft. Auch die österreichischen Behörden erhalten laut Bundeskanzleramt Zugang zu diesen Dokumenten. Man habe eine entsprechende Vertraulichkeitsvereinbarung mit Russland unterschrieben. Verhandelt werde über die Lieferung von 300.000 Dosen im April, 500.000 Dosen im Mai und 200.000 Dosen Anfang Juni. Eine Kaufentscheidung ist laut Kanzleramt noch nicht getroffen worden.

Sebastian Kurz (ÖVP) hatte bis jetzt immer erklärt, dass die Voraussetzung für eine Lieferung nach Österreich eine EU-Zulassung des russischen Impfstoffes ist. In einer Stellungnahme am Dienstag betont der Bundeskanzler, dass es beim Impfstoff keine geopolitischen Scheuklappen geben dürfe. Es zähle nicht, woher er komme, sondern dass der sicher sei und wirke.

5,9 Millionen Dosen sicher

Im zweiten Quartal erwartet Österreich 1,3 Millionen Impfdosen von AstraZeneca, wobei noch nicht klar ist, wie viel davon im April ankommen werden. Auf VN-Anfrage konnte das Gesundheitsressort lediglich mitteilen, dass bis heute, Mittwoch, 200.000 Dosen angesagt sind. Wie es weitergehe hänge von AstraZeneca ab. Die Zusage, bis Ende Juni 1,3 Millionen Dosen zu liefern, würde aber halten. Von Biontech-Pfizer und Moderna sind bis dahin 4,6 Millionen Dosen angekündigt. Die letzte Lieferung für das erste Quartal trifft ebenso bis heute ein, nämlich 130.000 Dosen. Danach sei wöchentlich mit 200.000 zu rechnen. Ende April wird die erste Lieferung des Impfstoffs von Johnson & Johnson erwartet. Der US-Pharmakonzern gab am Montag bekannt, mit den Auslieferungen am 19. April zu beginnen. Wie viel Österreich wann genau bekommen wird, ist laut Gesundheitsministerium noch unklar. Man wisse nur, dass die erste Lieferung in der Kalenderwoche 17 eintreffen werde, diese beginnt mit 26. April. Insgesamt hat die Bundesregierung 2,5 Millionen Dosen von Johnson & Johnson bestellt – und damit deutlich weniger, als möglich gewesen wäre. Fast vier Millionen Dosen wären Österreich zur Verfügung gestanden. Anders als bei den anderen Impfstoffen ist bei dem Mittel von Johnson & Johnson nur ein Stich nötig.

Birgit Entner-Gerhold, Marlies Mohr