Dem Grundwasser des Rheins auf der Spur

Vorarlberg / 14.04.2021 • 19:00 Uhr
Dem Grundwasser des Rheins auf der Spur
Das “Monster” vom Alpenrhein. Von dieser Plattform aus wurde Material von der Schicht zwischen dem Fluss- und dem Grundwasser entommen. VN/HARTINGER

Spektakuläres Experiment soll Auswirkungen von Grundwasser-Veränderungen erkunden.

Kriessern Die circa 20 Meter lange schwimmende Plattform mitten im Rhein sieht aus wie ein Flussungeheuer. Am Bug positioniert ist ein Bagger. Dieser war in den vergangenen Tagen im Volleinsatz. Ununterbrochen hob er von der Flusssohle Material aus, schuf damit eine Verbindung vom Flusswasser zum Grundwasserkörper bei gleichzeitiger Erhöhung des Grundwasserspiegels. Dekolmation nennen das die Experten – wenn die Schicht zwischen Fluss- und Grundwasser abgetragen wird.

Teil der Detailplanung

“Die Veränderung des Grundwasserspiegels, die damit verbundenen Auswirkungen auf die Wasserqualität und der Effekt von schneller zu den Trinkbrunnen fließendem Wasser sind wichtige Elemente der Detailplanung für das Rhesi-Projekt, mit dem wir Ende 2022 ins Verfahren gehen wollen”, erklärt Rhesi-Projektleiter Markus Mähr vor Ort in Kriessern.

“Wir heben auf einer Länge von 150 Metern auf 30 Metern Breite Material aus und beobachten, was mit Menge und Qualität des Grundwassers passiert. Es geht dabei um Dinge wie Sauerstoffgehalt, Temperatur und Keimzellen”, wird Bernhard Valenti, Leiter des Großexperiments, noch konkreter. Auch das Vorkommen von Mikroplastik werde erhoben.

“Wir wollen herausfinden, was alles mit dem Grundwasser nach den Eingriffen an der Flusssohle passiert.”

Bernhard Valenti, Projektleiter Dekolmationsversuch

Wissenschaftlich begleitet

Wissenschaftlich begleitet werden die Grundwassererkundungen von Spezialisten der Universität Neuchatel. Sie beobachten an mehreren Stationen die Veränderungen des Wassers. “Wir untersuchen die mikrobielle Zusammensetzung des Grundwassers. Dafür werden laufend Proben aus dem Versuchsbrunnen und den Grundwasserpegelmessstellen entnommen”, erklärt Prof. Daniel Hunkeler. Aufschlüsse sollte das Experiment auch darüber geben, was an Drainagen im Uferbereich notwendig sein wird, um einen erhöhten Grundwasserpegel unter Kontrolle zu halten.

Am Ufer untersuchen Spezialisten das Grundwasser akribisch genau. Jedes Detail wird für das Genehmigungsverfahren wichtig sein. <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Am Ufer untersuchen Spezialisten das Grundwasser akribisch genau. Jedes Detail wird für das Genehmigungsverfahren wichtig sein. VN/Hartinger

Sicherheit und Ökologie

Das Großprojekt Rhein-Erholung-Sicherheit soll die Hochwassersicherheit im Rheintal deutlich erhöhen. So ist unter anderem eine Erweiterung der Durchflusskapazität von derzeit 3100 m3/sec auf 4300 m3/sec an der engsten Stelle vorgesehen. Zudem sollen das Rheinumland und der Fluss ökologisch deutlich aufgewertet werden. Das Großprojekt wird von Österreich und der Schweiz verfolgt und kostet rund eine Milliarde Euro. Derzeit laufen Vertragsverhandlungen zwischen den beiden Staaten, um die Umsetzung des Großvorhabens zu gewährleisten.