Deshalb sind Termine bei Vorarlbergs Augenärzten Mangelware

Vorarlberg / 19.04.2021 • 05:00 Uhr
Deshalb sind Termine bei Vorarlbergs Augenärzten Mangelware
Fachgruppenobmann Markus Tschann hat keine guten Nachrichten für die Patienten. TSCHANN

Sieben von 23 Kassenstellen derzeit unbesetzt.

Bludenz Augenvorsorge? Brillenkontrolle? Fehlanzeige. Derzeit sind für diese Art von Untersuchungen kaum bis gar keine Termine zu bekommen oder Wartezeiten von bis zu einem halben Jahr in Kauf zu nehmen. „Es ist tatsächlich dramatisch“, stuft auch der Fachgruppenobmann der Augenfachärzte, Martin Tschann (54), die Situation als höchst problematisch ein. Von den 23 Kassenstellen sind derzeit sieben unbesetzt. Die Pensionierung von gleich sechs Augenfachärzten im vergangenen Jahr riss ein großes Loch in die Versorgungskette. Dazu fehlt es an Nachwuchs. „Wir bemühen uns jedoch intensiv um Verbesserungen“, bekräftigt Tschann auf VN-Nachfrage.

Bemühen um Lehrpraxis

So wird noch in diesem Monat ein Augenfacharzt aus Deutschland in Bregenz eine Ordination eröffnen. Zudem nützen Augenfachärzte mehr und mehr die Möglichkeit, Kolleginnen oder Kollegen anzustellen. In Dornbirn ist das bereits geschehen, im Juni wird dort eine weitere Augenfacharztpraxis dem Beispiel folgen. Martin Tschann wiederum will seine Praxis, die er als Ordinationsgemeinschaft mit Stefan Mestel führt, als Lehrpraxis etablieren und strebt dafür eine Kooperation mit der Abteilung für Augenheilkunde im Landeskrankenhaus Feldkirch an. Gespräche zur Umsetzung laufen. Im vergangenen Jahr verzeichneten die niedergelassenen Augenfachärzte 110.604 Patientenkontakte. Diese Zahl bezieht sich auf jene Patienten, die sozialversichert sind. Privatversicherte, wie beispielsweise Grenzgänger, sind nicht inkludiert. Dazu gibt es keine Daten.

Keine Bewerbung aus Spital

Bis zur Pensionierungswelle 2020 waren alle Stellen besetzt. Die Versorgung zu dem Zeitpunkt beschreibt der Fachgruppenobmann als relativ gut: „Es gab in allen Bezirken und Städten niedergelassene Kolleginnen und Kollegen und auch Termine.“ Das änderte sich schlagartig. Neben den Pensionierungen wechselte ein Kassenarzt in die Schweiz, einer legte die Stelle zurück und arbeitet nun als Wahlarzt. Gleichzeitig gab es zwar zwei Ordinationseröffnungen, dennoch: Termine wurden zur Mangelware, Nachbesetzungen gestalten sich schwierig. Im Juni wechselt ein weiterer Augenfacharzt nach Wien. „Die beiden Kollegen, die demnächst in Bregenz und Dornbirn ihren Dienst antreten, kommen aus Salzburg“, verdeutlicht Martin Tschann. Aus der Augenabteilung im LKH Feldkirch kam in den vergangenen drei Jahren keine einzige Bewerbung für niedergelassene Stellen. Umso mehr ist Tschann an der Realisierung der Lehrarztpraxis sowie Kooperation mit der Augenabteilung gelegen. Während der insgesamt sechsjährigen Ausbildung sollen angehende Augenfachärzte neun Monate in der Lehrpraxis arbeiten, um auch diese Seite des Berufs kennenzulernen. Damit wäre es dem Fachgruppensprecher zufolge möglich, die bislang sieben Ausbildungsstellen im Krankenhaus zu erhöhen.

Hohe Arbeitsbelastung

Martin Tschann berichtet von einer enormen Arbeitsbelastung bei Ärzten und dem Ordinationspersonal. „Wir versuchen trotzdem, das Beste für die Patienten zu geben“, betont er. Personen mit Zuweisung und Notfälle, wie sie Schmerzen und aktive Sehverschlechterungen darstellen, müssen angenommen werden. Die im Mutter-Kind-Pass vorgesehenen Untersuchungen bei Zweijährigen werden ebenfalls durchgeführt. „Schulkinder mit Sehproblemen schauen wir natürlich auch an“, bekräftigt Tschann. Gleiches gilt für postoperative Nachkontrollen. Die Augenfachärzte nutzen außerdem das von der Ärztekammer und ÖGK eingerichtete Dringlichkeitsterminsystem. Dort können Hausärzte für ihre Patienten innerhalb einer Woche einen Termin buchen. „Die Kapazitäten sind aber begrenzt“, räumt Martin Tschann ein, ebenso, dass Vorsorgeuntersuchungen derzeit „leider aufgeschoben werden müssen“. Patienten kann er vorläufig nur raten, es immer wieder einmal zu probieren.