Covid-19 und das Babyglück

Der soziale Faktor spielt beim Risiko laut Studien eine große Rolle.
Bregenz Es gab Ängste und Unsicherheiten, dennoch blieb Vorarlberg auch im Coronajahr 2020 ein Geburteneinbruch erspart. Laut den bislang vorliegenden Daten kamen zwar weniger Kinder zur Welt, doch der Rückgang war marginal. In den Krankenhäusern erblickten 4196 Mädchen und Buben das Licht der Welt (2019: 4326), und 23 Mütter entbanden zu Hause ihren Nachwuchs. Die Frage, wie sich Schwangerschaft, Geburt und Coronavirus vertragen, steht jedoch nach wie vor im Raum, wiewohl sich die Bedenken inzwischen auch bei Gynäkologen mehr oder weniger gelegt haben. “Es ist aber sicher jede Frau gut beraten, ihre individuelle Situation mit dem Arzt zu besprechen und sich dann zu entscheiden”, sagt Frauenarzt Hans Concin.” Er berichtet von aktuellen wissenschaftlichen Arbeiten, die sich umfassend mit Schwangerschaft, Covid-19 und Covid-19-Schutzimpfung auseinandergesetzt haben und zu einer gewissen Beruhigung beitragen können. „Man muss sich die Studien aber schon sehr genau anschauen“, betont Concin. Leider werde nicht immer gut differenziert. Dann bleibe oft nur das Risiko im Gedächtnis hängen.
Höhere Gefährdung
Was seinen Erkenntnissen zufolge jedoch klar herauskommt ist, dass Schwangere in unseren Breiten nur ein minimal erhöhtes Risiko für eine Coviderkrankung haben, vor allem, wenn sie in sozial und gesundheitlich gefestigten Verhältnissen leben. „Sie werde nicht häufiger infiziert als andere, und die Verläufe sind, von ganz, ganz seltenen Ausnahmen abgesehen, im Wesentlichen harmlos“, fasst der beim aks auch wissenschaftlich tätige Experte zusammen. Überhaupt scheine der soziale Faktor der Knackpunkt für Schwangere in der Coronapandemie zu sein. Es gibt nämlich eine Kehrseite der Medaille, und die heißt auch in diesem Fall Armut. „Sozial schwache Schwangere sind durch Corona mehr gefährdet“, bringt es Concin auf den Punkt. Das gilt aber auch für gesundheitlich angeschlagene Frauen. Besondere Risiken stellen unter anderem massives Übergewicht, hoher Blutdruck, Diabetes und chronische Erkrankungen dar. „Dies alles kann für Nichtschwangere ebenfalls zum Problem werden“, fügt der Mediziner noch an.
Warum Studien kritisch gesehen werden müssen, erklärt Hans Concin an folgendem Beispiel. In einer kürzlich erschienenen, sehr beachteten Untersuchung zu Schwangerschaft und Covid-19 wird berichtet, dass die Gefahr einer Eklampsie – dabei handelt es sich um eine schwere Komplikation in der Schwangerschaft, die sich in Krampfanfällen äußert – um 76 Prozent erhöht sei. Der Experte aber relativiert: „Eklampsie kommt bei uns so selten vor, dass sie sogar viele Frauenärzte noch nie gesehen haben. Das heißt, wenn etwas praktisch null mal vorkommt, sind 76 Prozent mehr von Null immer noch null.“ Bei Risikopersonen sei zu überlegen, die Schwangerschaft eventuell aufzuschieben oder sich vorher gegen Covid-19 impfen zu lassen.
Keine vermehrten Fehlgeburten
Weltweit sind laut Concin bereits über 100.000 Schwangere gegen Covid-19 geimpft worden. Davon wurden 35.000 in eine Studie einbezogen, „und man kann grob sagen, dass kein irgendwie erhöhtes Risiko für starke Nebenwirkungen besteht“. Schwangere würden zudem eher lokale Impfreaktionen, wie Schmerzen an der Einstichstelle, aber weniger systemische wie Kopfweh oder Fieber zeigen. Was die im Zuge der Impfungen in die Schlagzeilen geratenen Sinusvenenthrombosen betrifft, „sieht es so aus, als ob Schwangere da nicht anders reagieren als Nichtschwangere“, führt Concin aus. Er gibt sich vorsichtig, denn 35.000 Teilnehmerinnen seien zugegeben eine kleine Zahl. Von Frauen, die in der Frühschwangerschaft geimpft wurden, lässt sich derzeit nur berichten, dass es zu keinen vermehrten Fehlgeburten kam.