Dicke Luft im Bregenzer Rathaus

Unterflurtrasse der Bahn: Grüne legen sich gegen Studienvergabe quer.
Bregenz Nachdem die „Jahrhundertvision für Bregenz“, eine unterflur geführte Bahntrasse, zuletzt Fahrt aufgenommen hatte, gibt es jetzt Gegenwind. Die Grünen ziehen ihre Zustimmung für eine erweiterte Vorstudie zur Machbarkeit eines solchen Projektes zurück. Sie werde nicht schlagend, so Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (50), da sie an Bedingungen geknüpft war, die nicht eingehalten worden seien. Die Grünen hätten im Stadtrat nur vorbehaltlich der Einbindung der Landesregierung und der ÖBB als wichtige Player zugestimmt. Dass Bürgermeister Michael Ritsch (52, SPÖ) die Vergabe der Vorstudie auf eigene Faust durchziehe, sei nicht nur ungewöhnlich, sondern könne auch nicht zum Ziel führen. Ritsch habe zwei, drei Mal versucht im Landhaus jemanden zu erreichen und das war es schon, so Schoch. „Wenn er noch nicht einmal einen Termin kriegt, wie soll dann ein Vorhaben dieser Größenordnung umgesetzt werden können“, so die Vizebürgermeisterin.

Es herrscht dicke Luft im Bregenzer Rathaus. Dabei hatte es in den letzten Wochen einiges an Bewegung in großen Zukunftsthemen gegeben. Eine Expertengruppe nahm die Arbeit an einem Masterplan Bregenz Mitte auf, erst diese Woche dann der vermeintlich einstimmige Stadtrats-Beschluss zu einer Vorstudie für eine Unterflurtrasse (die VN berichteten). Bis Ende Juni sollen unternehmensinterne Pläne von Rhomberg Bau, die knapp 20 Jahre alte Studie des Bahnexperten Gunter Zierl und die Finanzierungexpertise des einstigen Hypo-Vorarlberg-Vorstandschefs Michael Grahammer (BDO Corporate Finance) aktualisiert und zusammengeführt werden. ÖBB und Land Vorarlberg sind, auch was die Finanzierung der Studie (Anm.: 112.000 Euro) betrifft, nicht eingebunden. Für die Grünen unverständlich. Natürlich müssten diese Projektpartner mit im Boot sein. Das sage ja schon der Hausverstand, sagt Schoch.

Die Vizebürgermeisterin beobachtet die Aktivitäten des Bregenzer Bürgermeisters mit Argwohn. Bezogen auf den geplanten Neubau des Bahnhofs sei ihr wichtig, dass dieses finanziell gesicherte Projekt durch die jetzigen Diskussionen nicht verloren gehe und keine falschen Signale gesendet würden. „Wir haben hier viel Zeit und Arbeit investiert. Ich habe Bauchweh, dass das alles umsonst gewesen sein könnte“, so Schoch weiter. Die ÖBB-Millionen könnten statt nach Bregenz dann in den Neubau des Bahnhofes Götzis fließen und die Landeshauptstadt auf längere Zeit ohne Investitionen in die Bahnhofsinfrastruktur auskommen müssen.
